16. August 2017, 12.40 Uhr. Kilometerstand 24820.
Das Brennholz ist auf einer Recreation Site entsorgt und vor der Grenze das letzte Obst gegessen.
Frisch gestylt und mit allen Unterlagen griffbereit zwischen den Sitzen steuern wir auf den Grenzübergang Danville/Carson im Bundesstaat Washington zu, in der Hoffnung auf eine Aufenthaltsverlängerung. Wir halten am Stoppschild und warten auf Anweisungen. Normalerweise heißt es daß die älteren Beamten zugänglicher sind. Wir freuen uns bereits als ein Officer im gesetzten Alter auf uns zu kommt. Zu früh gefreut. Vor uns steht die Ausnahme von der Regel. Er nimmt die Pässe, blättert darin herum und fragt nach dem Esta Antrag. Wir sind verdutzt. Wir sind im Besitz eines Visums und bereits in Alaska eingereist weswegen der Esta Antrag nicht erforderlich ist. Die Pässe werden überprüft und es gibt keine Beanstandungen mehr. Wir müssen unsere weiteren Pläne darlegen und angeben ob wir zollpflichtige oder verbotene Gegenstände mitführen. Mit gutem Gewissen verneinen wir dies. Er besteht aber darauf den Wagen zu inspizieren und öffnet jeden Schrank. Die Heckgarage interessiert ihn zu unserer Verwunderung nicht. Vorsichtig fragen wir nach eine Aufenthaltsverlängerung, die er aber kategorisch ablehnt. Wir sollen einfach im November nach Mexico oder Kanada aus und dann wieder einreisen. Somit steht fest, wir müssen Ende November aus USA wieder raus. Ohne ein freundliches Lächeln und ohne ein Welcome to USA reisen wir ein.
Anderes Land, neue Regeln.
Regel Nummer 8: keine Gespräche oder Äußerungen zu Politik und Politikern.
Von Danville geht es auf der "21" durch eine liebliche, idyllische von Farmland geprägte hügelige Landschaft. Die Straße ist schmal und äußerst kurvenreich. Am Sherman Pass, an einem Overlook, ist es Zeit für eine kurze Pause. Bei Kettle Falls überqueren wir den Columbia River, den längsten und überaus fischreichen Fluß in Washington und sind auf dem Hwy 395. Je näher wir Spokane kommen um so mehr nimmt der Autoverkehr zu. Auch in Kanada zur Hochsaison haben wir diese Automassen nicht erlebt. Wir müssen uns nicht nur in Bezug auf Währung, Maße, Gewichte und Geschwindigkeiten umstellen sondern uns an den regen Autoverkehr gewöhnen. Wieder einmal übernachten wir bei Walmart und verbinden dies mit einem Großeinkauf. Im Gegensatz zu Kanada gibt es keine Internetverbindung bis zum Auto, sondern nur im Laden. Am nächsten Tag geht es auf der Interstate 90 ein kurzes Stück durch Idaho. Auch hier Smog durch die Waldbrände, die in weiten Teilen Montanas wüten. Direkt an der Grenze zu Montana befindet sich das Skigebiet Lookout Pass auf einer Höhe von 4725 feet mit einem Campingplatz, der wegen der Waldbrände allerdings gesperrt ist. Im Sommer kann man sich Räder leihen und die Berge hinunterdüsen. Es gibt sogar einen Senioren Rabatt. Wir fahren den Pass hinunter, meistens am Clark Fork River entlang in wärmere Regionen. Die Luft ist stickig und heiß. Die Außentemperatur beträgt 35°.
Bei Whitehall verlassen wir die Interstate und begeben uns auf eine Scenic Route und besuchen die ehemaligen Goldgräberstädte Nevada City und Virginia City. Während Nevada City zu einer Geisterstadt wurde und heute nur noch touristisch interessant ist leben in Virginia City auch heute noch knapp über 200 Menschen.
Gelbes Grasland wohin wir schauen. Auf der gegenüberliegenden Seite bekommen wir im Vorbeifahren einen Schwarzbären zu sehen, der zum Glück durch einen Zaun von der Fahrbahn getrennt ist. Ob hier Bären generell beheimatet sind entzieht sich unserer Kenntnis. Vielleicht ist er auch nur vor dem Feuer geflüchtet. Die Straße auf der wir gestern gefahren sind ist heute wegen dem Waldbrand gesperrt. Hinter Cameron, direkt am Madison River, finden wir einen einfachen und schlichten Platz. Auf dem Wasser schwimmen Pelikane und auf der anderen Seite erleben wir einen phantastischen Sonnenuntergang. Diese einfachen Plätze ohne jeden Komfort lieben wir besonders, weil sie nur mit wenigen Ausnahmen landschaftlich schön gelegen sind. Bären sind in dieser Gegend doch beheimatet denn neben bärensicheren Abfalltonnen stehen auch abschließbare Lebensmittel Boxen zur Verfügung.
Na ja, das soll vorkommen. Wir haben vergessen die Uhr um eine Stunde vorzustellen. Das holen wir heute mit Verspätung nach.
Je näher wir dem Yellowstone NP kommen um so mehr verändert sich die Landschaft. Es wird grüner und waldreicher. Am Earthquakes Lake legen wir einen Stop ein und können nicht glauben, daß ein Erdbeben der Stärke 7,2 im Jahre 1959 Straßen, Campgrounds und Häuser im See versinken ließ. Mehrere Menschen verloren dabei ihr Leben. Der durch einen Staudamm angelegte Hebgen Lake ist heute ein Eldorado für Angler und Wassersportler.
Der Yellowstone NP ist der älteste Nationalpark weltweit. Er wurde am 1. März 1872 gegründet. Der Name des Parks wurde vom Yellowstone River entnommen, dem größten Fluß im Park. 1978 erklärte die UNESCO den Yellowstone NP zum Weltkulturerbe. Neben den Geysiren, bunten Pools, Schlammlöchern und der eindrucksvollen Landschaft gehören auch die dort beheimateten Tiere zur Attraktion des Parks. So wurden erfolgreich 14 kanadische Wölfe wieder ausgesetzt.
Der Nationalark ist durch 5 Eingänge zu erreichen. Im Westen über West Yellowstone, im Süden von Jackson über den Grand Teton NP, im Nord Osten über Cooke City, im Norden über Gardiner und im Osten über Cody.
Wer wie wir in der Hauptsaison den Yeiiowstone NP besucht muß sich auf einige Unannehmlichkeiten gefaßt machen. Der NP ist schlichtweg völlig überlaufen. Die Campgrounds innerhalb des Parks und außerhalb sind bereits über Monate im Voraus ausgebucht. Wer Glück hat erwischt vielleicht früh morgens noch einen freien Platz, was aber eher unwahrscheinlich ist. Auch die einfachen Plätze können mittlerweile vorab gebucht werden. Es gilt nicht mehr die Regel: first come, first serve, dafür wird nach einer Reservierung gefragt.
Strategisch günstig liegen der Norris Campground und der teure Canyon Village. Von allen anderen Campgrounds ist man bei mehreren Tagen im Park gezwungen Strecken doppelt zu fahren. Wer wie wir 2 mal außerhalb übernachten muß, hat lange Wege zurückzulegen. Bei der tollen Landschaft aber nicht unbedingt ein Nachteil. Die Straßenführung ist wie eine "8" angelegt.
Ein größeres Ärgernis sind da schon eher die nicht annähernd ausreichenden Parkmöglichkeiten an den View Points und Geysirfeldern. Lange Autoschlangen, stop and go, für Wohnmobile keine Parkmöglichkeit am Straßenrand. Es sei denn, man nimmt eine Beschädigung des Autos in kauf. Dagegen gab es an den zahlreichen Picknick Plätzen so gut wie keine Probleme.
Die erste Autoschlange erwartet uns sofort bei der Einfahrt in den Park. Es ist Samstag, schlechtes Timing unsererseits. Mit dem Discovery Pass stellen wir uns in die Express Lane, das geht etwas schneller. Vom Ranger erhalten wir ausreichendes Material über den Park und er wünscht uns einen angenehmen Aufenthalt.
Eine Info Tafel am Gate zeigt an, daß alle Camps, außer dem abgelegenen Pebble Creek im Osten besetzt sind. Wir wollen unser Glück dort versuchen und fahren direkt in Richtung Lamar Valley. Nur kommen wir nicht zügig voran. Ein freiwilliger Stop hier, ein Stop dort, mal ist die phantastische Landschaft, mal der oder die Bison Schuld daran, daß wir nicht vorwärts kommen. Die Autoschlange hat sich längst aufgelöst, dennoch kommen wir nur langsam weiter. Wir passieren den Yellowstone Canyon und fahren durch das liebliche Lamar Valley. Immer wieder tauchen vereinzelt ein Bison oder größere Bisonherden auf. Was aus der Ferne wie ein Felsen aussieht erweist sich aus der Nähe als ein Bison. Viele Fotos schieße ich während der Fahrt. Dabei entdecke ich später auf einem Bild einen Schwarzbären, der mir vorher nicht aufgefallen ist. Das Lamar Valley mit seinen sanften Hügeln, den vereinzelten Baumgruppen oder Wäldern und dem Lamar River, der sich durch die Ebene schlängelt, ist von hohen Bergen eingerahmt. Eine Bisonherde kommt gemächlich auf uns zu und überquert vor uns die Straße.
Als wir endlich am späten Nachmittag den Pebble Creek erreichen ist er natürlich voll. Wir hatten nichts anderes erwartet und müssen den Park verlassen. Wir übernachten außerhalb in dem angrenzenden Ort Cooke City auf dem Soda Butte Camp. Er liegt etwas außerhalb und ist wunderschön gelegen. Dank des Verwalters bekomme ich hier den Seniorenrabatt obwohl der eigentlich nur Amerikanern mit entsprechendem Ausweis gewährt wird. In regelmäßigen Abständen inspiziert er den Platz und hält Ausschau nach Bären, die sich allerdings nicht blicken lassen.
Wie beschließen heute am Sonntag einen Ruhetag einzulegen um den Wochenendausflüglern im Park zu entgehen. Wir befinden uns auf einer Höhe von 2000 Metern. Tagsüber herrschen Ende August noch angenehme Temperaturen, während nachts mit Bodenfrost zu rechnen ist. Wir liegen in der Sonne, beobachten die Rehe die durch das Camp laufen und verbringen den Nachmittag in der Stadt. Dick eingemummelt verzichten wir am nächsten Morgen auf das Frühstück im Freien. Wir haben Minustemperaturen. Seit Wochen kommen unsere langen Hosen zum Einsatz, die wir im Laufe des Tages gegen Shorts austauschen.
Bis zur Grand Loop Rd fahren wir auf der NE Entrance RD den Weg durch das Lamar Valley zurück. Auf der Straße kommen uns ein Bison und ein Schakal entgegen. Umsichtiges Fahren ist ein Muß, wir wissen nie was hinter der nächsten Kurve auf uns zukommt. Wir sind in der Früh aufgebrochen um rechtzeitig am Mammoth Camp zu sein. Wir hoffen im nördlichen Bereich des Parks einen Platz zu bekommen. Wieder heißt es Schlange stehen. Der Ranger kommt zum Auto und wir müssen Formulare ausfüllen was ein gutes Zeichen ist. Wir können bleiben und schauen uns nur schnell den Platz an, befestigen den Zettel und fahren gleich wieder in den Ort, wo wir beim Hineinfahren zahlreiche Menschen auf der Wiese und den Straßen gesehen haben. Was wir nicht wußten, heute ist Sonnenfinsternis. Für kurze Zeit verdunkelt sich der Himmel. Wir erhalten Brillen und sind gerade noch rechtzeitig gekommen um das Spektakel zu beobachten. Ich versuche ein Foto zu schießen, halte die Brille vor das Objektiv aber ohne Stativ verwackelt die Aufnahme leider. Ein Versuch war es wert.
Nur einen Fußmarsch vom Mammoth Hot Springs entfernt liegen die Sinter Terrassen. Das aus heißen Quellen fließende warme Wasser gleitet über die Terrassen. Die hohen Kalk und Mineralanteile lagern sich als Terrassen ab. In den flachen Becken siedeln sich Bakterien und Algen an und je nach Temperatur haben sie unterschiedliche Farben. Wir wandern überwiegend über Holzstege durch die Mammoth Lower Terrasse Area vorbei an bizarren Kalkterrassen, die in allen erdenklichen Farben leuchten. Es riecht nach Schwefel. Die Upper Area darf nur mit einem PKW auf dem Loop befahren werden. Wir haben trotzdem auf unserem Rundgang einen tollen Überblick über das gesamte Gebiet und sind vom Farbenspiel der Terrassen und den Pools hell auf begeistert. Die Kamera kommt nicht zur Ruhe denn immer wieder entdecken wir etwas Neues. Trotzdem müssen wir irgendwann an die Weiterfahrt denken und stecken vor dem Norris Geysire Basin wegen Straßenbauarbeiten erst mal fest.
Das Norris Geysir Becken mit dem größten Geysir der Welt, dem Steamboat, ist das heißeste Geysir Becken im Yellowstone. Das Wasser im Norris Becken ist sauer und nicht wie in den meisten anderen basisch. Dadurch leben hier andere Bakterien und sorgen für eine unterschiedliche Färbung zu den anderen heißen Quellen. Auf der Porcelain und der Back Geysir Runde gehen wir über Holzstege durch diese farbenprächtige dampfspeiende Landschaft. Es stinkt zum Himmel. Überall sprudelt heißes Wasser aus der Erde und es blubbert und zischt.
Um zum Camp zu gelangen fahren wir die oberer Schleife der Acht und landen nach einer Kaffeepause rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit im Mammoth Camp. Vor der Weiterfahrt stattet uns am nächsten Morgen eine Elkkuh mit ihrem Jungen einen Besuch ab.
Inbegriff des Yellowstones NP ist ohne Zweifel der Old Faithful. Die Zeiten der zu erwartenden Eruption sind auf einer Tafel im Visitor Center abzulesen. Alle 40 - 126 Minuten schießt die Fontaine mit lautem Zischen meterhoch in den Himmel.
Um uns das Schauspiel ansehen zu können heißt es einen Parkplatz zu finden. Es ist die sprichwörtliche Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Erst nach mehrmaligem hin und her fahren ergattern wir einen frei werdenden Platz.
Die letzte Eruption ist gerade zu Ende und wir haben ausreichend Zeit das groß angelegte Upper Geysir Basin bis zum Biskuit und Black Sand Basin zu erwandern. Den Lageplan immer griffbereit. Am beeindruckendsten ist für uns der Fun Geysir. Aus dem Boden steigt aus zwei kleinen Öffnungen Wasserdampf auf und es brodelt ein wenig, nichts besonderes also. Wir sind wie die meisten der Zuschauer nicht darauf vorbereitet was dann kommt. Mit einem mal wird das Geräusch lauter und mit einer Urgewalt schießen plötzlich mit lautem Getöse dampfspeiende Wasserfontainen auf. Wir werden vom Wasserdampf, der wider Erwarten nicht heiß sondern kalt ist, überrascht und völlig naß. Um uns herum ein Kreischen und Jubelschreie. Dagegen wirkt der Old Faithfull schon wieder langweilig und nicht mehr so besonders. Durch das Basin führen breit angelegte Wege und Holzbohlenstege. Das Farbenspektrum und die verschiedenen Formen der Pools sind einzigartig, wobei der Glory Morning sich noch einmal von den übrigen abhebt.
Auch wenn es uns schwer fällt, die Zeit drängt. Noch wissen wir nicht wo wir übernachten können und wollen unser Glück in West Yellowstone versuchen. Keine Reservierung, kein Platz. Wir erhalten am ersten Camp eine Liste mit allen Plätzen, wovon die meisten Camps weiter außerhalb der Ortschaft liegen. Nach guter zweistündiger Suche und ergebnisloser Fahrerei geben wir uns geschlagen. Einige Plätze um wild zu stehen sind schon vorhanden uns aber ein wenig zu wild. Zum Glück sieht Silvia ein einzelnes Wohnmobil hinter einer Häuserreihe. Der Hinterhof erweist sich als idealer Platz. Wir gesellen uns zum Dickschiff, trinken ein wohlverdientes, kühles Bier und nehmen ein dänisches Ehepaar in Empfang, die den VW Bulli zwischen die beiden Mobile stellt. Ihnen erging es bei der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit nicht anders. Wir stehen ideal hinter einem Motel und einem chinesischen Restaurant. Die Duschen können wir an der angrenzenden Wäscherei gegen eine geringe Gebühr benutzen. Was uns noch fehlt ist ein Abendessen. Auf der anderen Seite des Hwy, in einem spanisches Restaurant, essen wir das wohl beste Steak das wir jemals hatten. Es wird roh auf einer heißen Steinplatte serviert. Der Gast ist für die Zubereitung selber zuständig. Phantastisch.
Am letzten Tag im Park besichtigen wir den Canyon auf dem South und North Rim Trail. Der Canyon hat eine Länge von 32 Km und ist 205 Meter tief. Leider sind einige der Viewpoints momentan gesperrt. Am Inspiration Point und dem Artist Point ist es unmöglich einen Parkplatz zu bekommen. Die für Wohnmobile vorgesehenen Plätze sind mit PKW´s zugestellt. Ein anderes mal geraten wir in eine wartende Autoschlange und kehren nach einiger Zeit wie so viele andere genervt um.
Am Canyon werden wir mit unserem Auto als Deutsche erkannt, aber es werden andere Fragen gestellt als in Kanada. Fragen nach einem gewissen Politiker. Wir antworten mit einer Gegenfrage. "What do you think about Angela Merkel"? Damit ist in der Regel alles gesagt und wir haben unsere Ruhe.
Den Yellowstone NP verlassen wir im Süden über Jackson und passieren vorher den Yellowstone Lake. Der Himmel verdunkelt sich, schwarze Wolken ziehen auf und es fängt an zu regnen. Jackson ist völlig überlaufen und erinnert ein wenig an Banff. Schnell weiterfahren geht nicht denn die Straßen sind dicht.
Unser nächstes Ziel, der Craters of the Moon National Monument liegt in Idaho.
Von Jackson geht es auf dem Hwy 26 immer direkt am Snake River entlang durch eine gebirgige Landschaft bis Idaho Falls. Wir passieren das Palisaden Reservoir und danach schlängelt sich die Straße langsam aber sicher immer weiter nach oben. Wir erreichen ein Plateau und vor uns breiten sich riesige Getreidefelder aus. Wohin wir schauen Weizen über Weizen. Die Mähdrescher sind im Einsatz und es staubt zusätzlich zur unerträglichen Hitze. Die Luft flimmert und vor uns auf der Straße fliegt trockenes Gebüsch. Eigentlich wird Idaho als der Kartoffelstaat Amerikas bezeichnet. Kartoffelanbau sehen wir nicht nur riechen wir daß in den Fabriken, wie wir annehmen Kartoffel verarbeitet werden. In Idaho Falls bin ich zu sehr mit Internetarbeit beschäftigt was zur Folge hat, wir kommen zu spät im Craters of the Moon an. Alle Plätze sind voll. Es geht 24 Km zurück. Abends beobachten wir das Wetterleuchten, ich kann bis in die Nacht die Page bearbeiten und in aller Herrgottsfrühe geht es am nächsten Morgen zurück zum Park.
Im Visitor Center erfahren wir daß Plätze frei sind. Wir suchen uns einen freien Platz mit einem tollen freien Blick auf das vor uns liegende Lavafeld. Zahlen müssen wir am Kassenautomaten. Wir inspizieren die Duschen, die wir mit Sicherheit täglich, mehr zum Abkühlen benutzen werden. Der Kontrast zum Yellowstone könnte nicht größer sein. Hier die schwarz, roten Lavafelder mit vereinzelten Bäumen und zumindest am Rande mit gelben Sträuchern und dann die bunte Vielfalt im Yellowstone. Für einige Zeit wurde dieses Gebiet im Rahmen des Apollo Programms als Ausbildungsplatz benutzt. Bevor wir uns auf den ersten Trail begeben sitzen wir unter der Markise dicht ans Auto gedrängt und wandern mit unseren Stühlen dem Schatten hinterher. Es dauert nicht lange und wir lernen Fred und Martin aus Kanada und Jenny, eine Amerikanerin kennen. Die beiden Jungs pendeln zwischen Kanada, USA und der Baja hin und her während Jenny, die einige Brocken deutsch spricht, seit 2 Jahren in ihrer kleinen Laube, noch ohne Namen, lebt. Hin und wieder besucht sie ihre Kinder und dann ist sie wieder auf Achse. Der Anhänger hat es in sich und ist voll beladen mit allen möglichen Dingen. Wir staunen, daß sie überhaupt noch Platz zum Schlafen hat. Von Martin und Fred erhalten wir eine Karte über die Baja. Wie sich später herausstellt ist sie Gold wert, da wir keine andere finden können.
Auf einem Loop fahren wir am nächsten Tag durch die Lava Cascade. Wir können zwischen verschiedenen Wanderungen wählen, die bis auf eine alle recht kurz sind. Bei dieser Hitze, Temperaturen von bis zu 35 ° im Schatten, nur daß es den nicht gibt, ist uns das recht. Wir schauen in tiefe Vulkankegel und sind immer wieder überrascht wie unterschiedlich die Lava aussieht. Mal spitz dann gerollt oder stark durchlöchert. Egal ob der North Crater Flow Trail bis zum Rande des Big Craters oder der Broken Top Trail bis zu den Buffalo Cave, das Wandern ist eine staubige Angelegenheit. Silvia inspiziert die Höhle und meint: angenehm kühl, hier bleib ich. Der Ort war ihr wohl zu unbequem, denn später sitzt sie dicht ans Auto gedrängt hinter mir im Schatten.
Nach 2 Tagen zieht es uns weiter Richtung Utah. Wir wollen uns den Great Salt Lake bei Salt Lake City ansehen. Bei den Temperaturen verzichten wir allerdings auf ein Stadtbesichtigung.
268 Meilen überwiegend auf der Interstate 15 liegen vor uns. Gibt es in USA keine Straßenreinigung? Nicht nur auf dem Seitenstreifen, auch auf der Fahrbahn liegen Unmengen von geplatzten Autoreifen, dazu Metall und Holzbretter. An verendetem Wild haben wir uns bereits gewöhnt. Wer auf den Seitenstreifen fährt hat mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Reifen kaputt und produziert noch mehr Müll.
Salt Lake City wollen wir uns bei diesen Temperaturen nicht antun. In der Stadt ist es mit Sicherheit noch heißer. Wir steuern direkt auf den Antilope Island Park zu. Mit einer Fläche von 42 Quadratmeilen ist sie die größte der 10 Inseln im Great Salt Lake. Auf dem befahrbaren Damm befindet sich die Anmeldung sowohl für den Aufenthalt ohne Campingbenutzung und die Campingregistrierung. Jeder Platz hat eine überdachten Picknickbereich mit Grillstelle. Auf der Fahrt zum Camp passieren wir das Island Buffalo Grill Restaurant mit Außenduschen. Wir beobachten zahlreiche Besucher die mit Handtuch gewappnet vom See zurückkommen. Das wäre genau das Richtige heute Nachmittag. Ein erfrischendes Bad im See mit anschließender Dusche. Wir nehmen nur das Nötigste mit und das ist noch zu viel. Erst einmal gehen wir einige hundert Meter durch den Sand. Der Boden wird feucht und der unangenehme Geruch, der vom See kommt, verstärkt sich. Vor uns, dicht über den Boden, bewegt sich eine schwarze Wolke ständig von uns weg. Milliarden von kleinen Fliegen schwirren vor uns her und zusammen mit dem Gestank des Wassers empfinden wir es hier ekelig. Trotzdem wagen wir uns bis zu den Waden hinein. Abkühlung geht aber anders. Das flache Wasser ist unangenehm warm. Die Badetücher halten wir in den Händen, es reicht wenn die Badeschuhe von den Fliegen eingehüllt sind. Der Aufenthalt dauert nur einige Minuten, wir wollen weg vom Wasser. Dafür ist die kalte Dusche nachher um so erfrischender. Ich habe nicht die Ambition mit der Kamera zurück zu gehen. Ich lasse Fliegen Fliegen sein.
Neben den Bisonherden gibt es eine nicht mehr bewirtschaftete Ranch auf der Insel. Die ehemalige Ranch, die bis 1972 in Betrieb war ist heute ein Museum. Einige Pferde werden noch gehalten, ansonsten sind nur alte Gerätschaften zu sehen. Wir gehen auf dem Buffalo Trail und haben von oben einen tollen Überblick auf den See. Viel unternehmen wir heute nicht. Wir leiden und sehnen uns nur nach Schatten. Uns graust es vor der nächsten Nacht. Bei einer Zimmertemperatur von 28° fällt uns das Schlafen schwer. Am letzten Morgen bekommen wir Besuch von 2 Bisons, die vor uns durch das Camp streifen. Die nächsten Ziele unserer Reise sind die Nationalparks in Utah. Zion, Bryce, Capitol Reef, Arches.