Wir entscheiden uns für die südliche Variante Richtung Osten. Ein letztes mal wollen wir Sonne tanken, statt dem Regen und der Kälte in Nashville und Memphis ausgesetzt zu sein.
Wir überqueren den Pearl River, der die Grenze zwischen Louisiana und Mississippi bildet. Sonne, Sand und Meer. Wir haben Winter und es ist heiß. Der Küstenabschnitt in Mississippi überrascht uns mit schneeweißen, puderfeinen Sand. Ähnlichen weißen Sand haben wir im White Sands Nationalpark in New Mexiko gesehen.
Die Küste am Golf von Mexiko wird immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht. Während unserer Reise werden wir ständig mit Namen wie Katrina, Irma und Harvey konfrontiert. So wurde auch der Küstenabschnitt Mississippis durch Katrina nicht verschont. Die meisten der prachtvollen Strandvillen sind mittlerweile renoviert. Etliche Häuser wurden aber so zerstört, daß ein Wiederaufbau nicht in Frage kam. In Biloxi, wie auch in anderen Ortschaften, nutzte man die Gelegenheit für den Bau großer Casinos und Hotelanlagen. Dadurch wurde das Stadtbild nachhaltig veränderten. Über 75 Kilometer geht es am schneeweißem Strand entlang bis wir "Sweet Home Alabama" erreichen. Wir machen einen Abstecher nach Dauphin Island durch das hügelige Hinterland. Nach langer Zeit endlich mal eine Landschaft mit Baumbestand, grünen Wiesen und Landwirtschaft.
Auf besonderen Wunsch von Silvia geht es nach Atlanta, der Hauptstadt Georgias, um unter anderem das Coca Cola Museum zu besichtigen. Alabama und Georgia überraschen uns mit ihrer an Europa erinnernden Landschaft. Endlose Kiefern Wälder oder Mischwald, dazwischen immer wieder Baumwollfelder, die momentan aber abgeerntet sind. In sanften Hügeln geht es rauf und runter und wir fühlen uns in den Schwarzwald versetzt. Wir übernachten im Stone Mountain NP an einem See, bevor es am nächsten Tag nach Atlanta hinein geht. Im Park befindet sich ein Granitmonolith, der sich unvermittelt aus dem Wald erhebt. Ein riesiges Reliefbild zeigt drei Bürgerkriegshelden der Südstaaten. Den Präsidenten Jefferson Davis sowie die Generäle Robert E. Lee und " Stonewall" Jackson. Der Stone Mountain Park ist neben einem wunderschönen Erholungsgebiet auch ein riesiger Unterhaltungskomplex mit einer Schneerutsche, Kino und einer Lasershow in den Sommermonaten. Unterwegs sehen wir die ersten Frühlingsboten, Osterglocken und wir glauben blühende Mandelbäume. So genau kennen wir uns aber mit der Botanik nicht aus.
Eigentlich mögen wir keine Städte denn die Parkplatzsuche erweist sich in der Regel als äußerst schwierig. Anders in Atlanta. An den Straßen stehen die Parkplatzbetreiber und winken mit roten Fahnen den Autofahrern zu bzw. locken sie an. Wir fragen nach dem Preis. Der erste will 40 USD und wir lehnen dankend ab. Beim 2. Versuch haben wir mehr Glück und können unser Auto für 15 USD abstellen. Das auch noch mitten im Zentrum. Zu Fuß geht es mit Stadtplan los.
Das Georgia Aquarium besuchen wir nicht denn etwas ähnliches haben wir uns in Monterey angesehen. Direkt gegenüber vom Olympic Park befindet sich das Coca Cola Museum. Schlange stehen an der Kasse, dann nach einer genauen Sicherheitskontrolle, fast so wie am Flughafen, ab in den Wartebereich. Hier erhalten die Besucher kostenlos ein Getränk nach Wahl. Ich mag leider keine Coke. Dann warten bis die nächste Führung beginnt. Genau das was ich eigentlich nicht möchte. Wir dürfen schließlich rein und lassen eine typische US Animation über uns ergehen.
Die Kurzfassung lautet. Was ist das Beste was es weltweit zu kaufen gibt? Coca Cola. Und woher kommt Coca Cola? Aus USA. Wie bitte? Alle schreien, außer Silvia und mir, nochmal aber lauter USA, USA.
Statt zu schreien flüstert Silvia mir zu. Ich soll nicht so genervt schauen und ja relax bleiben.
Danach dürfen wir in den 2. Raum, einem Kino. Hier sehen wir einen patriotischen Werbefilm über das Leben mit Coca Cola. Der Film ist zwar gut gemacht, aber.....
Endlich dürfen wir andere Räume alleine besichtigen. In manchen Räumen ist die Zeit vorgegeben. Wir sehen alte Maschinen zur Herstellung und Abfertigung der Cola Cola, aber insgesamt eigentlich überwiegend weitere Informationen die Vermarktung. Natürlich darf jeder Gast verschiedene Produkte testen. Die Rezeptur von Coca Cola wurde für jeden Kontinent anders zusammengesetzt, mal süßer mal weniger süß. Zudem gibt es Getränkmischungen die bei uns nicht bekannt sind, laut Silvia aber nicht besonders schmecken. Aus dem Souvenierladen gehen wir beide mit leeren Händen.
Direkt gegenüber vom Coca Cola Museum liegt das Center For Civil And Human Right. Unter anderem ist hier die Geschichte Martin Luther Kings und anderer Bürgerrechtler der US Geschichte dargestellt. Wir schlendern durch den übersichtlichen Olympic Park auf braunem Rasen. Nach Atlanta geht es zurück zur Küste. In Eufaula sehen wir wieder die prächtigen Südstaaten Villen und blühende Magnolien Bäume.
Nein, nicht der Big Bend NP in Texas, sondern eine Scenic Route in Florida.
Florida, den Sunshine Park, hatten wir vor Beginn unserer Reise nicht geplant und wollten ihn eigentlich meiden. Aber jetzt sind wir hier. Zuerst heißt es, alle Sommerkleidung wieder aus der hintersten Ecke des Schrankes hervor holen. Momentan herrschen Temperaturen von 30 Grad. Für Florida um diese Jahreszeit viel zu hoch. Alle stöhnen und wir auch. Unsere Vorstellung von Beach Urlaub und campen am Strand können wir uns abschminken. Wir haben im Küstenbereich die Wahl zwischen Walmart oder 55+. Einen Bären sehen wir nicht, nur immer wieder die Hinweisschilder. Das wär schon eine tolle Sache zum Schluß noch mal einem zu begegnen. Dafür begegnen wir Mücken und unzählige Sandfliegen, die jetzt nachdem sie uns zig mal gestochen haben satt sein müßten.
In Tampa machen wir eine LKW Waschanlage ausfindig. Kosten 27 USD. Jetzt glänzt der Dicke wie neu. Ybor City eine kleine Gemeinde vor/ in Tampa empfängt uns mit spanischem Flair. Das älteste Gasthaus an der Columbia Street ist mit Kachelbildern verziert. In der Stadt, besonders in der 7. Straße reihen sich Restaurants, Tabak Bars und Tatoo Läden. Es riecht nach Zigarren. Einen Zigarrenladen suchen wir auf, sehen zu wie sie gerollt werden und trinken dazu kubanischen Kaffee. Im Laden dürfen nur Zigarren geraucht werden.
Wir durchqueren St. Petersburg und es geht über die futuristische Sunshine Skyway Bridge nach Brandeten bis zu unserem nächsten Tagesziel Fort Myers Beach. Unseren Plan am Angelpier unterhalb der Bridge zu übernachten war nicht möglich. Auch wenn keine No Overnight Schilder da waren, übernachten ist verboten. Also nur ein kurzes Picknick. Fort Meyers Beach ist ein beliebter Badeort mit einem kilometer langen weißen Sandstrand. Unser Camp ist teuer aber strandnah. Die 2 Tage nutzen wir mit ausgedehnten Strandspaziergängen und faulenzen im Schatten.
Erholt geht es weiter nach Süden. In Bonita Springs liegt direkt an der Straße ein Diner. So haben wir uns einen an der Route 66 vorgestellt. Es war allerdings keiner da. Leider haben wir gerade gefrühstückt, deshalb weiter nach Naples. Jau. Who`s Who. Kein Parkplatz für unser Auto vorhanden. Wir fahren durch den Historic District und fragen uns was hier historisch ist. Es riecht ganz erbärmlich nach Geld. Gut das wir nicht hungrig sind. Die Prachtbauten am Wasser haben einen eigenen Steg, nicht für Boote, nein nur für Yachten. Wir fühlen uns fehl am Platze und fahren dahin wo wir uns besser aufgehoben fühlen. In den Big Cypress National Reserve. Und somit durchqueren wir Florida von West nach Ost.
Silvia hat seit Wochen noch eine Postkarte die weggeschickt werden muß aber noch keine Briefmarke. Hier, am kleinsten Postamt Amerikas, ersteht sie eine und die Karte macht sich auf dem Weg nach Essen. Wir befahren die 41, sind aber noch nicht in den Everglades. Trotzdem nutzen wir die Gelegenheit zu einer Airboot Tour. In rasender Geschwindigkeit geht es in die Mangroven Sümpfe. Alle Vögel fliegen schreckhaft davon. Die Krokodile bewegen sich träge im Wasser. Wasser ist eigentlich zu viel gesagt, besser heißt es braune Brühe.
Nur um Krokodile zu sehen hätten wir die Airboot Tour nicht machen müssen. Beim Stop an der 41 sehen wir direkt von der Straße aus welche. Immer gut die Augen auf die Böschung gerichtet. Selbst bei der Autofahrt können wir etliche ausmachen. Einer liegt direkt an der Leitplanke. Bei der nächsten Gelegenheit drehen wir um und blitzschnell verschwindet der Alligator im Wasser. Ganz schön flink die Viecher. Animal Crossing Highway steht auf den Schildern entlang der Straße. Wir hoffen auf Bär, Puma oder Alligator. Es überqueren allerdings nur kleine Schildkröten die Straße. Es leben noch alle.
Morgen werden wir den südlichsten Punkt unserer Reise von Amerika erreichen. Wenn wir schon mal hier sind wollen wir uns auch Key West anschauen. Danach geht es nur noch geradewegs nach Norden bis Baltimore. Am 18. März möchten wir den Koa Platz erreichen um alles für die Heimreise vorbereiten zu können.