Louisiana

Wir verlassen bei Orange das reiche Texas und überqueren den Sabine River der die Grenze zu Louisiana, einem der ärmsten Bundesstaaten Amerikas, bildet. Sofort verschlechtert sich die Interstate 10.  Bis Lafayette sind es 260 Meilen, die wir heute schaffen wollen. Für 29 Km geht es  mitten durch das Sumpfgebiet des Atchafalaya Basin auf der auf Betonpfeilern erbauten Hochstraße. Zu beiden Seiten sehen wir nichts als Sümpfe und die im Wasser stehenden mit Spanish Moos bewachsenen Sumpfzypressen.

Der Name Louisiana geht auf den französischen König Ludwig XIV zurück. Ehemals unter spanischer Herrschaft und französischer Kolonialherrschaft wurde Louisiana 1812 in die Union aufgenommen. 

In Vermillionville, einem Museumsdorf in Lafayette, erfahren wir einiges über die ethnischen Bevölkerungsgruppen der Creoles, Akadier und Cajuns. Als Creole werden die Nachfahren der Bewohner der französischen Karibikkolonien aber auch deutsche Immigranten, die sich an der German Coast entlang des Mississippi niederließen, bezeichnet. Die Cajuns sind Nachfahren der im 18. Jahrhundert aus den Atlantikprovinzen Kanadas vertriebenen akadischen Franzosen. Die Cajuns lebten bis zum 20. Jahrhundert völlig unberührt und behielten ihre Kultur, darunter ihre Musik, Sprache und Küche bei. Noch heute ist der französische Einschlag unverkennbar.

Die ersten prächtigen Allen tauchen auf  und der erste gelbe Schulbus der besetzt ist. Bislang dachten wir die fahren nur zum Spass durch die Gegend weil nie Kinder zu sehen waren. Die Stop Kelle fährt aus, der Verkehr kommt zum Stehen und zwei Schulkinder gelangen sicher über die Straße. Auf Panzerplatten, Mexiko läßt grüßen, geht die Fahrt weiter. Vorbei an typischen Südstaaten Häusern mit einladenden Holzveranden, meistens in einem desolaten Zustand aber toll wenn sie restauriert sind. Fehlt nur noch der Bewohner im Schaukelstuhl sitzend mit Pfeife. Wir suchen ein ruhiges Plätzchen zum Übernachten und landen auf Betty`s RV Park wo es alles anders als ruhig zugeht. Betty besitzt schon fast Kultstatus. Dickschiff reiht sich an Dickschiff. Wir finden einen Platz in der hinteren Reihe wo unser Dicker nicht ganz so unscheinbar aussieht. Dave, ein Gast bietet uns gleich seine Dusche an denn die gibt es hier nicht. Ab 18.00 Uhr ist Happy Hour angesagt aber anders als wir es kennen. Wir haben keine Ahnung auf was wir uns einlassen. Es gibt eines traditionellen Essen mit Gumbo Suppe zu dem jeder sein Essgeschirr und Getränke mitbringt. Wir wissen nicht was alles in der Suppe schwimmt aber sie schmeckt phantastisch. Passend zum Madrid Gras wird zum Nachtisch der traditionelle King Cake gereicht. Gleich nebenan betreibt Betty mit großem Erfolg einen kleinen Shop wo man Kleidungsstücke mit Emblemen Betty`s RV Park erwerben kann. Sie hat ihre eigene Fangemeinde, die über Wochen hier steht und jedes Jahr wieder kommt. Was lernen wir heute neben Gumbo Suppe kennen? Whiskey in allen Variationen. Mit Zimt, smoked Maple, Bakos Rum und Don Julio1942, der über 100 $ kostet. Unser Fazit, das schmeckt uns nicht, ist alles viel zu süß. Es wird gesungen und gelacht. Dönkes werden zum Besten gegeben und wir lassen uns nicht lumpen. Schnell reinem wir auf englisch/ deutsch etwas zusammen in der Hoffnung die anderen Gäste verstehen es. 

We cross the road durch Louisiana. At Betty`s RV Park we stay together. We're drinking whiskey, beer and wine. The evening for us was fine. Der Brüller war auf unserer Seite und bei Betty haben wir ein Stein im Brett. Zum Schluß wird getippt. Nicht Soccer, sondernFootball. Die Eagles gegen die Patriots. Wir tragen irgendwo unsere Namen ein, zahlen den Einsatz und lassen uns überraschen. Mein Tipp würde im Fußball sicher 30 : 007 oder so ähnlich lauten. 

Wir crossen weiter durch Louisiana und es wird scharf. Wir sind auf Avery Island und besichtigen die Tabasco Fabrik. Vom Unternehmer McIlhenny 1868 hergestellt  eroberte die scharfe Chilisauce von hier die Welt. Zur Fabrik gehören ein groß angelegter Garten der ebenso besichtigt werden kann wie die zum Museum umfunktionierten alten Produktionshallen. Auf unserer Besichtigungstour steigt uns ein stechender Geruch in die Nase. Die Geschichte Tabascos und der gesamte Produktionsablauf werden detailliert geschildert. Natürlich können im Shop diverse Produkte erworben werden. Ganz nebenbei erfahren wir daß es auch in Louisiana Schwarzbären gibt. Warum eigentlich nicht. Auch den Bambuswald hätten wir hier nicht erwartet. 

Den verregneten Tag beenden wir in Morgan City. Wir stehen direkt am See und um uns herum Wasserpfützen. Der Gang zum Sanitärgebäude wird zu einer Tortur denn ich muß mich eines angriffslustigen Streifenhörnchens erwehren. Beißen lass ich mich nicht und hole mit dem Bein aus. Nicht getroffen aber abgewehrt.

Wohin wir schauen herrscht Mardi Gras Stimmung. Seit geraumer Zeit finden allerorten Umzüge statt. Wir sind in Thibodaux und wollen eigentlich ins Culture Center um weitere frühgeschichtliche Informationen über diese Gegend zu erfahren. Das Center hat aber wegen der Mardi Gras Umzüge bis auf Weiteres geschlossen. Dafür machen wir Bekanntschaft mit der jüngeren Geschichte Amerikas die noch lange nicht abgeschlossen ist. Rassentrennung scheint es noch zu geben! Wir fahren durch einen Vorort mit ausschließlich schwarzer Bevölkerung. Das ändert sich erst mit Erreichen der Innenstadt. Überall an den Straßenrändern sind Campingstühle platziert. Bis zum Umzug haben wir 1,5 Stunden Zeit, bummeln durch den Ort und saugen schon etwas von der Partystimmung ein. Ganze Familien haben sich versammelt, die Häuser sind in grün, lila und gelb geschmückt. Immer mehr Pick ups parken und auf der Ladefläche sind Klappstühle und Kühlboxen platziert. Die Show kann beginnen. Wie nicht anders zu erwarten beginnt der Umzug mit einem Polizeiaufgebot und direkt dahinter kommen die Fahnenträger. Wir geben die Hoffnung auf Karneval fast auf, alles sieht wie eine Autoparade aus ohne geschmückte Wagen. Dann aber geht es los. Zuerst marschiert eine Marching Band gefolgt von einer Tanzgruppe und dahinter kommen die bunten geschmückten Wagen. Bis auf wenige Ausnahmen sehen wir nur afro amerikanische Teilnehmer. Beteiligt sich die weiße Bevölkerung nicht am Umzug? Es werden Ketten und andere Gegenstände in die Menge geworfen und jeder versucht so viel wie möglich zu fangen. Die Zuschauer tragen keine Kostüme wie bei uns, lediglich Pullis in den traditionellen Farben. Der letzte Wagen fährt vorbei und wir machen uns schwer bepackt mit bunten Ketten, unserem ergatterten Football und Süßigkeiten langsam auf den Weg zum Auto. 

Alle anderen bleiben in der Stadt auf ihren Klappstühlen sitzen. Das ist mehr als eigenartig, denn normalerweise verlassen die Amis umgehend das Geschehen und begeben sich auf den Heimweg. Was wir nicht wußten, es gibt noch eine Parade. Eine Parade die von der weißen Bevölkerung ausgerichtet wird. Na dann. Kölle Alaaf und Helau. 

Wir wollen noch mehr sehen. Aber keinen Umzug sondern Football. In der Kneipe herrscht gähnende Leere. Außer uns einige Gäste die sich nach und nach verziehen. Kurz vor dem Anpfiff sind wir die einzigen Gäste. Es gibt keinen Football sondern eine Verabredung mit Jen zum Abendessen in der Pizzeria. Für die 200 Meter benötigen wir 30 Minuten. In den Nebenstraßen tanzt der Bär. Die jungen, wohlgemerkt ausschließlich weißen Bewohner, feiern bis zum Umfallen. 

Bevor Jen kommt ordern wir schon mal ein Bier. Normalerweise bekommen wir das ohne Probleme hin. Budweiser mögen wir nicht und die anderen Biersorten kennen wir nicht. Wir entscheiden uns spontan für das Mardi Gras Bier. Ist ja schließlich Karneval. Das Bier kommt, sieht aus wie Altbier aber irgend etwas schwimmt oben auf. Sieh aus wie Zimt, schmeckt am Finger wie Zimt, ist Zimt. Silvia kann das Getränk nicht trinken und bestellt sich ein Mardi Gras Bier ohne Zimthaube, das geht. Allerdings wird das Bier bereits mit Zimt gebrauten schmeckt ihr auch nicht. Hallo Ober bitte ein Bud. Wir erleben einen netten Abend wobei uns Jen einiges über das Zusammenleben der Bevölkerung von Thibodaux erzählt. Wir übernachten an der Tankstelle und werden von einem Polizeiauto flankiert. Am nächsten Morgen liegt der Müll vom Umzug noch auf den Straßen und fleißige Männer mit Greifzangen heben in mühseliger Kleinarbeit alle Überreste auf. Eine Kehrmaschine ist nicht in Sicht. Ich sag ja, was dem einen sin Uhl ist dem Ami sin Pick up.

Nach einem Abstecher über Baton Rouge, der Hauptstadt Louisianas, mit einem Besuch auf den Aussichtsturm des Capitols und herrlichem Blick auf den Mississippi heißen unsere nächsten Ziele die Plantationen Houmas und Oak Alley. 

Direkt am Mississippi in der sogenannten German Coast liegen die beeindruckenden Herrenhäuser der Plantagenbesitzer. Der freie Blick auf den Fluß bleibt uns heute durch einen angelegten Damm versperrt. Das Houmas Plantatonium beeindruckt durch seine großzügig angelegte Parkanlage, in deren Mitte das Herrenhaus steht. Das Haus selber könnte eine Renovierung vertragen denn an etlichen Stellen fängt die Fassade an zu bröckeln. Die Inneneinrichtung ist wie nicht anders zu erwarten pompös und beeindruckend. Wir sind jetzt schon total begeistert und die Begeisterung wird vom Oak Alley noch einmal getoppt. Direkt von der Straße aus beginnt die Eichenallee, deren moosbewachsenen Äste bis auf den Boden reichen. Wir flanieren geradewegs auf das von Säulen getragene Herrenhaus zu. Vom Balkon, der um das gesamte Gebäude führt, blicken wir auf den Mississippi und erhaschen einen Blick auf die Schiffe. Die Inneneinrichtung ist erlesen, vornehm aber vermittelt auch Gemütlichkeit. Das Besondere am Oak Alley sind allerdings die in unmittelbarer Nähe des Herrenhauses gelegenen Baracken der ehemaligen Sklaven. Bei einer Führung erhalten wir ausführliche Informationen über das Leben und die Arbeitsbedingungen der Sklaven in der Kolonialzeit. Das Oak Alley kann auf eine 175 jährige Geschichte zurückblicken. Es wurde in drei Jahren erbaut, Kosten gleich null. Das Baumaterial waren Steine und Holz vom Mississippi und als Arbeitskräfte gab es ja die Sklaven, die mit schlechten Unterkünften und unzureichender Nahrung entlohnt wurden. 

Nach dem Bürgerkrieg und dem Verbot der Sklaverei sind nur die Vornamen der hier lebenden Sklaven geblieben. Über deren weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Auf dem Weg nach New Orleans durchstreifen wir die größte Swamplandschaft der USA, das Atchafalaya Basin. Der Atchafalaya River nimmt eine Sonderstellung innerhalb der Delta Ebene des Mississippi ein, weil er ein eigenes kleines wachsende Delta aufbaut. Das Gebiet wird immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht und ist nur spärlich bewohnt. Die wenigen Straßen liegen nur unwesentlich über dem Sumpf. Vereinzelt stehen windschiefe Holzbaracken, die den letzten Hurrikan überstanden haben, direkt am Wasser. Eine Swamp Tour durch diese Sumpflandschaft, wo Krokodile, Schlangen, Schwarzbären und Schnappschildkröten beheimatet sind bleibt uns leider verwehrt. Die Offices sind allesamt verschlossen. Bei dem regnerischem Wetter können wir es verschmerzen und werden unser Glück später versuchen. Allein die Fahrt durch diese einmalige, abenteuerliche und ursprüngliche Region ist ein Erlebnis. 

Wir erreichen New Orleans viel zu früh. Unser Timing stimmt wieder mal nicht und meine Befürchtung vor Beginn der Reise bewahrheitet sich. Den Umgang mit der Zeit muß ich neu erlernen. Zudem erinnern wir uns an Gerhards Aussage in Ontario: auf so einer Reise lernt ihr immer dazu. Stimmt genau. Wir zahlen im wahrsten Sinne des Wortes Lehrgeld, mit Betonung auf Geld. Zu Silvias 60. Geburtstag wollten wir uns für 3 Nächte ein Hotelzimmer nehmen, haben gebucht aber nicht bedacht, daß es schwierig sein wird für den Dicken einen Parkplatz zu finden. Genau so kommt es. 

Bei unserer Ankunft ist New Orleans im Ausnahmezustand. Die Stadt des Jazz feiert Mardi Gras und ist außer Kontrolle. Seit dem 6. Januar finden Paraden im French Quater an der Canal Street statt und anschließend wird nicht nur auf der Bourbon Street ausgiebig gefeiert. Doch bevor wir mitfeiern können müssen wir die Innenstadt erst einmal erreichen. Wir finden einen Parkplatz der allerdings für Wohnmobile nicht gestattet ist. Die Suche geht weiter. Zurück zur Interstate 10, vorbei an zahllosen Brücken unter denen die Homelands ihre Notunterkünfte aufgestellt haben. Ganz in der Nähe befindet sich der French Quater RV Park, den wir eigentlich meiden wollten. Was soll es. Ohne Verbuchung können wir 2 Nächte bleiben. Um es vorweg zu nehmen wir buchen für 1 Nacht nach, was zu unserer Überraschung möglich ist. Bei den Mardi Gras Preisen hätten wir tot umfallen können. Wir waren aber vorgewarnt und wußten wie teuer das ist.

Ab ins Getümmel, sprich French Quater, Bourbon Street. Wir passieren das bekannte St. Louis Cementery No1, wo die Toten des hohen Grundwasserspiegels wegen, in überirdischen Häusern beigesetzt sind. 

Jazz vom Feinsten in der Stadt des Jazz. Für Liebhaber der Musik ist New Orleans ein El Dorado. Musik Bars sind in Hülle und Fülle vorhanden und wer den Weg aus dem touristischen French Quater nicht scheut und bis hinter die Esplanade Ave kommt kann bereits ab Mittag der Jazz Musik lauschen. Das Viertel um die Frenchmen Street ist ruhiger. Hier wird ohne die Touristenmassen gelebt und musiziert. Die Grenze zwischen dem French Quater und Faubourg / Maigny wird sinnigerweise Check Point Charlie genannt. Wir sind nicht die besten Jazz / Blues Kenner aber Louis Armstrong, Mahalia Jackson und Fatz Domino, um nur einige zu nennen, haben hier ihre Erfolge gefeiert. Im Museum lernen wir weitere Größen dieser Musikrichtung kennen. New Orleans ist eine unglaublich junge , lebendige Stadt. Das French Quater ist zwar sehr touristisch angehaucht aber die Architektur der alten Häuser mit den dazu gehörigen Eisengitter Balkonen sehen einfach phantastisch aus. Wir werden nicht müde die engen Gassen zu durchstreifen und wir entdecken einige stille gemütliche Plätze. Heute könnten wir in der Preservation Hall, in der St. Peters Street Jazz vom Feinsten hören. Allabendlich ist die Halle gefüllt obwohl kein Alkohol ausgeschenkt wird und es kaum Sitzplätze gibt. Wir ziehen die kleinen Bars vor in denen wir unser Getränk zu uns nehmen können auch wenn es nicht unbedingt unserem Geschmack entspricht. Passend zum Mardi Gras gibt es einen Voodoo Daiquiri. Grauenhaft voodoomäßig.

Tagsüber erkunden wir die Außenbereiche der Stadt, abends stehen wir bei Wind und Regen im Pulk und schauen uns die Paraden an um uns danach im French Quater ins Getümmel zu schmeißen. Egal wo wir uns gerade befinden, dem Karneval können wir nicht entkommen. Selbst beim nächsten Nachtquartier, dem Walmart Parkplatz, der eine gute Stunde vom Centrum entfernt liegt werden wir mit dem Karneval konfrontiert. Wir befinden uns auf dem Umschlagplatz der Mardi Gras Teilnehmer. Vom Taxi Mama geht es für die Mitglieder der Marching Bands mit dem Sammelbus in die Innenstadt. Es regnet und der Platz ist eine einzige Pfütze. Wir kommen bei dem Wetter nicht in Versuchung eine Raddampfer Tour auf dem Mississippi zu unternehmen. Dafür laufen wir in die Stadt und kommen an der Lagerhalle vorbei wo die Umzugswagen hergerichtet werden. Nach 2 Nächten Walmart ziehen wir ins Hotel und lassen unseren Dicken auf einem Parkplatz direkt neben dem RV Platz ab. Kosten? Ja! Wieviel? Wollt ihr nicht wissen! Das Hotel ist zum Vergleich billig.

Mardi Gras ist ein einziges Schaulaufen. Sehen und gesehen werden. Fotografieren ist erwünscht. Wir haben den 13. Februar, den Tag der fetten Henne. Silvias Geburtstag. Das Hotel hat kein Restaurant zum Frühstücken, alle in Frage kommenden Lokalitäten sind ausgebucht. Das Frühstück wird dementsprechend alles andere als fett. Es gibt 2 Croissant mit Butter im Pappkarton, dazu Kaffee und Tee in der winzigen Hotel Bar. Happy Birthday Silvia. Willkommen im Club. Der Tag soll außergewöhnlich werden und irgendwie fängt er außergewöhnlich an. Wir verlassen das Hotel und sind mitten im Geschehen. Auf den Straßen tummelt sich das gemeine Volk während die Honoratioren auf den Balkonen stehen und bunte Ketten und andere Gegenstände in die Menge werfen. Mit der Zulu und der Rex Parade erreicht der Karneval heute seinen Höhepunkt. 10.00 Uhr geht es los. Während ich die Stellung halte schaut Silvia schnell nach dem Dicken. Das Gedrängel hält sich im Gegensatz zu gestern in Grenzen. Wir können uns noch notfalls nach hinten wegbewegen. Gestern Abend waren wir dermaßen in der Menge eingezwängt daß kaum Luft zum Atmen blieb. Vor uns patrouilliert ein Polizist mit Zigarre und hat mehr Unfug im Sinn als für Ordnung zu sorgen. Recht so. Unter ständiger Musikbegleitung ziehen die Gruppen und Wagen an uns vorbei. Die Kostüme sind prächtig und farbenfroh, allem Anschein aber auch schwer. So mancher ältere Teilnehmer sieht abgekämpft und müde aus. Wer nicht mehr kann darf mit dem Wagen weiter fahren. 

Während wir den Tag mit einem gemütlichen Abendessen und anschließendem King Cake für Silvia beschließen geht die Sause die ganze Nacht weiter. Wir sind nur noch gerädert und haben vom Karneval erst mal genug. Wir beschließen morgen weiter zu fahren und können die letzte Nacht stornieren. Als Karneval Muffel der noch nie den Kölner Rosenmontagszug gesehen hat habe ich lange ausgehalten. Das Erlebnis war toll aber wir beide brauchen den Rummel nicht ein zweites mal. Wir sehnen uns nach unserem zu Hause und können es nicht erwarten in unseren eigenen vier Wänden zu sein. 2 Nächte Hotel reichen uns.

Es geht weiter gen Osten an der Küste entlang. In Memphis und Nashville ist es momentan leider zu kalt mit angesagtem Dauerregen. Mitunter vergessen wir daß noch Winter ist.

In unseren ca. 16 m2 fühlen wir uns wohler als in einem großen Hotelzimmer. Dafür ist unser Garten größer. Bevor wir den Bundesstaat Mississippi erreichen sehen wir Hinweisschilder für Swamp Touren. Wir biegen ab und fahren durch eine Swamp Landschaft zum West Pearl River. Wir sind nur 36 Meilen von New Orleans entfernt aber der Kontrast könnte nicht größer sein. Übernachten dürfen wir auf der Hunting und Fishing Wiese vor dem Office der Honey Island Swamp Tour. In 1,5 Std beginnt die nächste Tour und wir erhalten noch einen Platz. Aufstehen während der Fahrt ist verboten und die Hände sind nicht aus dem Boot zu strecken. Mit rasender Geschwindigkeit geht es zunächst über den Fluß. Der leistungsstarke Motor übertönt jedes Geräusch. Wollten wir nach New Orleans nicht Ruhe? Auf dem schmutzig braunem Wasser schwimmen dicke Baumstämme. Sobald der Guide den Motor abstellt herrscht himmlische Ruhe. Gemächlich gleiten wir in die Seitenarme des Flusses. Jetzt wissen wir warum wir unsere Hände im Boot lassen sollen.

Direkt vor uns im Geäst hat es sich eine Schlange, natürlich giftig,  gemütlich gemacht und läßt sich von der Sonne wärmen. Immer tiefer dringen wir in das Labyrinth von Wasserarmen ein, fahren dicht an Schilf vorbei um dann wieder breitere Kanäle zu befahren. Die Fahrt wird immer wieder unterbrochen. Wir erhalten genaue Informationen über die Tierwelt und die Menschen, überwiegend Cajuns, die in diesen unwirklichen eigentlich menschen feindlichen Swamps leben. Auch hier hat Hurrikan Katrina gewütet und hat etliche der einfachen Behausungen, Boote und Brücken zerstört. Jetzt im Winter ist die Temperatur angenehm im Gegensatz zum Sommer wo eine drückende Schwüle herrscht und Mückenschwärme zur Plage werden.

Die Alligatoren sind nicht so groß wie in Texas im Brazos Bend State Park, wo wir außerdem an ihnen vorbei gehen mußten. Baden würden wir in diesem Gewässer allerdings nicht. So träge sie auch in der Sonne dösen, wenn es sein muß gleiten sie  wieselflink in das Wasser. Neben Alligatoren und Wasserschlangen tümmeln sich Wildschweine und unzählige Blutegel in der braunen Brühe. Die Wildschweine werden leider durch Leckerei angelockt. 

Einer Legende nach ist das Louisiana oder Spanish Moos das Haar einer Prinzessin, die am Tage ihrer Vermählung von Feinden getötet wurde. Der trauernde Bräutigam soll es abgeschnitten und in einen Baum gehängt haben. Der Wind trug das Haar fort und verteilte es so über das gesamte Land.

Nach gut 2 Stunden ist die Fahrt durch die Swamplandschaft beendet. Sie hat uns so gut gefallen, daß wir am nächsten Tag einige Kilometer weiter noch einmal eine Tour buchen. 

Morgen werden wir den Bundesstaat Louisiana verlassen und nach Mississippi fahren.