Unsere letzten Tage in Nordamerika brechen an. Wir bewegen uns im Schneckentempo nach Baltimore. Die wenigen Kilometer durch North Carolina liegen hinter uns und wir passieren heute die Grenze nach Virginia. Direkt am Highway liegt das Visitor Center. Viele Informationen benötigen wir nicht, aber die Anlage ist ein Hingucker. Endlich mal ein aussagekräftiges Schild mit einer noch besseren Begrüßung. Virginia ist der Bundesstaat " for lovers " und historisch gesehen die erste, größte und wohlhabendste Kolonie in den USA. Jamestown ist die erste englische Siedlung. In Yorktown wurde der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg beendet.
Neben Tabakanbau, wer kennt sie nicht die langen dünnen Zigarren mit Mundstück, ist Virginia das fünftgrößte Weinanbaugebiet der USA. Bereits die ersten Siedler bauten hier Weine an. Einige Weinberge sind unterwegs zu sehen.
Wir verlassen den Küstenbereich und fahren ins Landesinnere nach Charlottesville. Insgesamt 8 Präsidenten stammen aus Virginia. Die bekanntesten waren George Washington und Thomas Jefferson.
Wir besuchen das Monticello, Thomas Jeffersons Wohnsitz. Der dritte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1801-1809) war Philosoph, Plantagenbesitzer und Politiker. Er war der hauptsächliche Verfasser der Unabhängigkeitserklärung. Seine architektonischen Fähigkeiten bewies er mit dem Bau seines Wohnsitzes und der Universität von Virginia. Für den Bau seines "Eigenheimes" wurde der obere Abschnitts eines Berges abgetragen und auf dem Plateau sein prunkvolles Anwesen erbaut. Ringsherum ausgedehnte Wälder. Heute gehören beide Bauten zum UNESCO Welterbe.
Charlottesville liegt vor den Toren des Shenandoah NP. Shenandoah auf indianisch
"Tochter der Sterne" steht für den Häuptling der Oneida. Wir statten dem NP einen kurzen Besuch ab und fahren die 170 Km auf dem Skyline Drive nach Norden. Durch den Shenandoah NP verläuft ein Teil des Appalachen Trails. Wir haben ausgezeichnete Sicht und erkennen am Horizont die Blue Ridge Mountains.
Winterfeeling in USA. An etlichen Schattenplätzen im Shenandoah NP liegt noch Schnee. Die Temperatur beträgt gerade mal 3 Grad. Trotzdem nutzen wir die Gelegenheit zu einem Picknick. Bären leben im Park, sind aber wohl noch im Winterschlaf. Jedenfalls sehen wir außer Rehe keine Tiere, obwohl durch die kahlen Bäume hindurch die Sicht in den Wald frei ist. An über 70 Aussichtspunkten haben wir die Möglichkeit ins Landesinnere zu schauen. Wir steuern lediglich einige wenige an. Der NP ist auf jeden Fall bei einer erneuten Reise ein Ziel für uns. Jetzt im Winter wirkt er etwas trostlos. Eine letzte Übernachtung bei Walmart in Front Royal bei - 3 Grad.
Nur noch 169 Km nach Baltimore. Ankunftszeit laut Navi 12.00 Uhr. Was nutzt die beste Vorbereitung wenn die Angaben im Internet nicht stimmen. Zwei Truck and RV Wash habe ich ins Navi eingegeben. Die erste Adresse führt uns in das Hotelviertel von Baltimore. Von einer Waschanlage weit und breit nichts zu sehen. Die zweite Adresse hat es in sich. Wir glauben im schlimmsten Viertel Baltimores gelandet zu sein. Alles ist verfallen, verdreckt und die Straßen schlimmer als auf der Baha. Wir sehen schrottreife LKW`s, verlassene Hallen, Unrat wohin wir schauen aber keinen Truck Wash. Nur raus hier. Auf der Suche nach einer Bank werden wir hier nicht fündig. Darüber sind wir nicht traurig denn die Gegend wirkt nicht vertrauenserweckend.
Also geben wir als nächstes KOA ins Navi ein. 24 Km. Kurz vor dem Ziel, wir sind noch auf der Autobahn, sagt die nette Stimme: sie haben ihr Ziel erreicht, das Ziel liegt auf der rechten Seite. Wir sehen den Campground rechts aus dem Blickfeld verschwinden. An der nächsten Ausfahrt runter und erst in das vor uns liegende Einkaufs Centrum. Dort finden wir die ersehnte Bank. Der Spediteur und Mr. Müller wollen Bargeld sehen.
Beim nächsten Versuch kommen wir trotz Navi bei KOA an. Das Office ist geschlossen, und wir nutzen die Zeit bis 14.00 Uhr für eine Kaffeepause. Wir können problemlos eine weitere Nacht hinzu buchen und fragen nach einer Waschstraße. In der Nähe soll eine sein, die wir aber erst am Montag ansteuern können. Es ist für heute zu spät und es fängt an zu schneien.
Samstag, 15.00 Uhr.
Wäsche sortieren und die erste Maschine Kochwäsche anschmeißen. Ausreichend Coins besorgen und los geht es.
Sonntag 8.00 Uhr. Es ist kalt. In der Nacht hat es gefroren und frischer Spargel, oder sonst etwas, sprießt aus dem Boden. Nach dem Frühstück, heute mit Sonntagsei, geht es ans Eingemachte. Laut Wetterbericht soll die Sonne scheinen, ab morgen ist Schneefall möglich. Deshalb wollen wir alles heute in die Heckgarage verstauen was nicht im Innenraum bleiben soll. Für den Heimflug nimmt jeder einen kleinen Rucksack mit in den Flieger, ein größerer wird aufgegeben damit wir zu Hause einiges zum Anziehen haben. Der Kleiderschrank daheim muß so gut wie leer sein, wenn wir betrachten was wir alles mit genommen haben. VIEL ZU VIEL.
Das größte Chaos können wir an einem Tag beseitigen. Die komplette Wäsche ist gewaschen, sortiert nach: kommt in die Mülltonne, in den Rucksack, in die Heckgarage, ziehen wir auf dem Flug an.
Morgen werden die restlichen Lebensmittel für die letzten Tage eingeteilt. Der Vorrat ist fast verbraucht. Dann wird das Auto von innen und außen gereinigt.
Montag 9.00 Uhr.
Mit 2 Adressen von Truck Wash Anlagen ausgestattet, die wir von der Camp Betreiberin erhalten haben, geht es guter Dinge los. 1. Adresse Fehlanzeige. Von einer Truck Waschanlage ist nichts zu sehen, nur PKW. 2. Adresse, eine Waschanlage ist da, aber wieder nur für PKW. ( was ist der Unterschied zwischen PKW und Truck?)Wir erhalten von einer freundlichen Angestellten eine weitere Adresse. Zwar sind etliche LKW`s zu sehen aber nur Reparier. Wir bekommen eine neue Adresse. Auch hier das bekannte Bild. Außer Schrott und halb verfallene Gebäude nichts zu sehen. In der Nähe ist eine Spedition und dort fragen wir noch einmal. Ein Trucker wird wohl wissen wo wir das Wohnmobil waschen lassen können. Kein Problem, bei "TA" könnt ihr waschen lassen. Denkste, war nicht. Wir geben auf und fahren genervt zum Camp zurück, krempeln die Ärmel hoch, machen uns heißes Wasser und legen selber Hand an. Das wollten wir vermeiden. Das Wohnmobil sieht etwas ansehnlicher aus, die Putzlappen sind dafür alle schmutzig und müssen wiederum gewaschen werden. Abends ein letztes Lagerfeuer bei Sonnenschein.
Dienstag 9.00 Uhr - 1 Grad
Seit 5.00 Uhr regnet es. Im Laufe des Tages geht der Regen in Schnee über. Gut das wir vorgearbeitet haben und außen am Wohnmobil nichts mehr machen müssen, und unserer Sachen verstaut sind.
Mail von Seabridge. Abfahrt unseres Schiffes ist jetzt einen Tag später am 2. April.
Für uns ändert sich aber nichts. Die Frachtpapiere sind bereits beim Spediteur.
Mittwoch 5.00 Uhr -1 Grad
Es ist dunkel und wir haben Schneefall. Der Boden ist gefroren.
Heute: Kühlschrank reinigen, durchfegen, Rucksäcke packen, 1. Gasflasche abstellen, Sitze abdecken, Dumpen, das war es.
Morgen nur noch die letzte Gasflasche entsorgen und ab zum Spediteur.