Von Austin zum Golf von Mexiko

1835 wurde Austin unter dem Namen Waterloo gegründet, 1838 jedoch zu Ehren von Stephen F. Austin, dem Gründer der damals unabhängigen Republik Texas, umbenannt.

Seit 1839 ist Austin die Hauptstadt von Texas.

Wir erreichen die Metropole von der Interstate 35 kommend über die Anna W. Richards Bridge und fahren die Congress Ave hinauf, immer das Capitol des Staates Texas vor Augen. Wer Fledermäuse mag kann sich abends, bei Einbruch der Dunkelheit, noch einmal zur Brücke begeben und die Vögel beobachten wenn sie sich zu Hunderten in die Lüfte steigen um auf Futtersuche gehen.

Wir verzichten auf dieses Schauspiel und werden uns im Laufe des Tages selber auf Futtersuche begeben.  So schön sind die Tiere auch nicht. Wir finden schnell einen Parkplatz im Centrum nicht weit von der Congress Ave, zahlen am Automaten mit Kreditkarte die erforderlichen 20 USD und suchen zuerst das Visitor Center auf. Mit dem Stadtplan ausgestattet geht die Besichtigung los. Zurück zur Congress Ave und immer geradeaus auf das Capitol zu. 

 

Das erste erbaute Capitol ging 1881 in Flammen auf. Am 1. Februar 1882 fand der

1. Spatenstich des jetzigen Gebäudes statt. Eingeweiht wurde es im Mai 1888. Der Bau des Capitols kostete über 3,7 Mio USD. 

Lebensgroße Standbilder von Stephen Austin und Sam Houston begrüßen uns beim Eintreten über den Südeingang. Im Gebäude werden wir von Beamten begrüßt die unsere Sachen durchleuchten und uns scannen wie am Flughafen. Zu unserer Verwunderung ist der Besuch kostenlos.

Wir haben den Eingangsbereich gerade erreicht und sind schon überwältigt. Die Terrazzoböden glänzen mit ihrem Muster und passen optisch hervorragend zur übrigen Gestaltung. Bis auf wenige Ausnahmen dürfen alle Räume besichtigt und fotografiert werden. An den weißen Wänden befinden sich Gemälde der Gouverneure Texas. Türen und Mobiliar sind aus Nussholz gefertigt. Alleine die breiten Treppenhauf / Abgänge sind ein Hingucker. 

Im ehemaligen Finanzministerium ist heute der Auskunfts und Führungsdienst untergebracht. Von der Mitte des Terrazzo Mosaikes blicken wir hinauf in die Kuppel mit dem 67 Metern über uns befindlichen Stern, der einen Durchmesser von 2,5 Metern hat.

Das Staunen geht weiter. Wir besichtigen den Saal des Repräsentantenhauses, den größten Raum des Gebäudes. Hier arbeiten die 150 Repräsentanten zusammen mit dem Senat an der Verabschiedung der Gesetze. An den Wänden befinden sich zahlreiche Gemälde, die die Geschichte Texas erzählen. Weiter geht es zum öffentlichen Empfangssaal des Gouverneurs, der sich bei unserem Besuch allerdings nicht blicken läßt. Greg Abbott ist Republikaner und seit 2015 im Amt.

Wir blicken von oben auf die Referenzbibliothek und gehen in den Saal des Obersten Gerichtshofes. Bis 1959  war dieser Raum Mittelpunkt der Texanischen Justiz. Er dient jetzt als Versammlungssaal.

Wir werfen einen letzten Blick von der Galerie nach unten und verlassen das Gebäude nach ungefähr 2 Std. Aufenthalt. Die Zeit vergeht wie im Fluge.

Jetzt machen wir uns auf den Weg in den Graffiti Park am Castle Hill. Dank der in USA üblichen Straßenführung können wir uns nicht verlaufen. Einige Querstraßen sind im Auf und Ab zu passieren bevor wir vor der kleinen Parkanlage stehen. Na ja, Park ist übertrieben. Alle Wände, Mauern, Bäume, Mülleimer, einfach alles was sich hier befindet, ist mit Farbe besprüht. Wenn wir wollen, dürfen wir auch aber wir haben kein Spray mit. Der Gegensatz zum Capitol könnte nicht größer sein. Dort das altehrwürdige prunkvolle Gebäude, hier Unrat wohin man sieht. Aber irgendwie passt alles zusammen. Der Gesamteindruck stimmt. Von oben haben wir einen Überblick auf die Down Town mit dem Capitol.

Austin ist nicht die größte City in Texas, sondert erinnert eher an eine Provinzstadt. Sobald wir den hektischen Verkehr auf der Interstate hinter uns haben erwartet uns eine ruhige entspannte Atmosphäre. Die Kombination von alten und neuen modernen Bauten harmoniert gut zusammen. Gut das wir nicht schoppen wollen, denn dann hätten wir in der Innenstadt kein Glück. In den Seitenstraßen befinden sich zahlreiche Cafés und Bars. Austin gilt als die Hauptstadt der Livemusik in USA. Wir dachten bislang, das diese Bezeichnung eher auf Memphis oder Nashville zutrifft.

 

In der Eingangshalle des noblen " The Driskill " Hotels treffen über 140 Jahre Telefon Geschichte aufeinander. Die vornehme, betuchte Gesellschaft der damaligen Zeit traf sich in dem Hotel um die neuen " Bell Telephone " zu nutzen. Wir sind nicht betucht und auch nicht vornehm haben dafür aber ein nicht gerade billiges sogenanntes neue Kommunikationsgerät in Händen. Das moderne kleinere Smartphone, was allerdings weniger zum telefonieren benutzt wird. Es ist eher ein ausgereiftes Spielzeug für jung und alt und dient der Unterhaltung auf eine andere Art und Weise.

 

Stadtbesichtigungen machen hungrig und es wird Zeit um auf Futtersuche zu gehen. Im Whole Foods Market finden wir alles was das Herz begehrt. Ausgesuchte hochwertige Lebensmittel. Die Auswahl ist riesig und vom Allerfeinsten. An der Brottheke sind wir überfordert und können uns nicht entscheiden. Endlich ein Brot was fest ist und auch geschmacklich mit unserem Brot daheim mithalten kann wie wir direkt feststellen. Ein Genuss hoch drei. Der Tag ist fast um und wir müssen noch einen Übernachtungsplatz suchen. Das Hotel ist uns zu teuer. Am Parkplatz die böse Überraschung. Wir haben ein Knöllchen und sollen 28 USD Strafe zahlen. Unser Wohnmobil hat mehr als einen Parkplatz in Beschlag genommen. Na klar ist ja auch 7 Meter lang. Jetzt muß ich mich in den nächsten Tagen damit beschäftigen wie ich die Angelegenheit in Ordnung bringe. Damit nicht genug. Wir fahren über eine Interstate aus der Stadt hinaus und merken zu spät, das diese mautpflichtigen ist. Die Mauthäuschen sind verweist. Dann lesen wir ein Hinweisschild  "pay by Mail". Jetzt ist guter Rat teuer. Keine Ahnung wie oder wo wir bezahlen sollen. Wir werden es darauf ankommen lassen und für die wenigen Km auf der Interstate nichts unternehmen.

Der erste Campplatz ist voll, auf dem 2. Platz sollten wir vor dem Schuppen stehen weil alles voll ist und trotzdem 45 USD zahlen. Wir fahren weiter nach Pflugsville und stehen bei Walmart umsonst. Direkt gegenüber ist ALDI. Dort werden wir morgen einkaufen und das gesparte Geld ausgeben.

Das war Austin mit einem weniger schönem Ende. Wir haken die Sache ab und wenden uns den neuen Dingen zu. Ins Navi habe ich jetzt eingegeben " Mautstraßen vermeiden" und unsere Weiterreise geht durch das Hinterland über zahlreiche nicht mautpflichtigen Straßen Richtung Golf von Mexiko. Wir passieren viele Orte die deutsche Namen tragen. An der Pfennigs Lane vorbei nach Dessau und Weimar. Wir fahren durch Schulenburg und kommen in Halletsville an. Dort bestaunen wir ein altes Gebäude was an Europa erinnert. 

Endlich sehen wir sie, die ersten Longhorn Rinder. Einige schöne Ranches mit schmiedeeisernen Gattern tauchen auf. Texas wie es leibt und lebt. Was wir unterwegs durchfahren ist kein Nebel sondern Rauch. Irgendwo scheint es zu brennen oder wird gezielt abgebrannt. Da kommen Erinnerungen auf.

In Port O`Connor werden wir zwei Tage bleiben. Der kleine Küstenort hat seine Schäden durch den letzten Hurricane fast vollständig beseitigt. Die meisten Campplätze sind wieder geöffnet. Bei einer Radtour lernen wir die verschiedenen Gegenden des Küstenstreifens näher kennen. Im kleinen Hafen liegen überwiegend Hochseejachten und einige alte Kähne wobei wir uns fragen ob die noch aufs Meer hinausfahren. Ein großer Haufen von Austernschalen sagt uns was neben Shrimps bevorzugt aus dem Ozean geholt wird. Viele Häuser sind auf Pfählen gebaut. Direkt am Ortsrand radeln wir in ein Naturschutzgebiet und schauen den Anglern zu. Sie stehen im Wasser, werfen ihre Netze aus oder Angeln. Der Boden ist sandig und für unser Auto nicht geeignet. Ansonsten wäre hier ein toller Übernachtungsplatz.

Bis New Orleans sind es noch 845 Km. In 2 Wochen wollen wir dort sein. Dann wird Karneval gefeiert. Und nicht nur das.