Baja California, auf der Mex 1 Richtung USA

In Los Barrilos haben wir den südlichsten Punkt unserer Baja California Reise erreicht. Jetzt geht es wieder nach Norden. Die Touristen Hochburgen der Amerikaner und Kanadier, Cabo San Lukas und San Jose Del Cabo, weiter südlich wollen wir uns schenken. Nach Hotelanlage neben Hotelanlage, Hochhaus an Hochhaus ist uns nicht. Außerdem spielen wir kein Golf und können die zahlreichen Golfplätze nicht nutzen. Da sagt uns Loreto mit Sicherheit eher zu. Hier wollen wir Silvester mal anders feiern. Seit 16.00 Uhr ( 0.00 Uhr deutscher Zeit) stoßen wir auf das Neue Jahr an und haben uns den Tag über so verausgabt, das wir abends, nach einem üppigen Abendessen todmüde ins Bett fallen. Laut unseren Nachbarn haben wir nichts versäumt. Die Plaza, die zu Weihnachten noch voller Leben war, war gegen Mitternacht wie leergefegt. In Mexiko ist es üblich den Jahreswechsel zu Hause im Kreise der Familie und Freunden zu feiern. Nichts mit Feuerwerk und Partystimmung auf einer Plaza Meile. Den restlichen Sekt werden wir zu einer späteren Zeit trinken. Anlässe gibt es ja genug. Da sind wir erfinderisch.

 

In Loreto stehen wir einen Tag mit drei anderen deutschen Pärchen auf dem Platz. Alle aus Bayern. Da soll noch mal der Seehofer sagen das es den Bayern schlecht geht. 

Sehr beeindruckend waren auf der Hinreise in den Süden die Küstenbereiche der Baja. Eine Bucht ist schöner als die andere. Das Wasser mal tiefblau bis schwarz, mal türkisfarben. Für unseren Rückweg haben wir uns vorab einige Plätze vorgemerkt.

Nördlich von Loreto liegt der für uns schönste Küstenabschnitt der Baja, die Bahia Concepcion. Eine Bucht folgt der anderen, eine ist schöner als die andere. Am Besten man versucht an mehreren zu übernachten und für einige Zeit zu bleiben. Abends spricht uns ein junger Mexikaner an. Leider können wir uns nicht mit ihm unterhalten. Zumindest nicht ohne seine Frau. Sandra, Jorges Frau ist Deutsche. Sie leben in Mexiko Stadt und waren auf Besuch bei seiner Mutter in La Paz. Sandra war glücklich sich endlich wieder in deutsch unterhalten zu können und wir waren glücklich zu quatschen ohne nachzudenken. Morgen geht es für beide wieder nach Mexiko Stadt.

Später sehen wir über dem Wasser den aufgehenden Mond. Er scheint so hell wie die Sonne und wir glauben anfangs unseren Augen nicht.

Einmal im Meer baden. Das Wasser ist seicht aber eisig kalt. Trotzdem wagen wir uns hinein, auch ich. Gänsehaut Feeling pur. Am Abend herrscht Partystimmung. Eine Live Band spielt gegenüber im Almados Café auf. Amis und Kanadier kommen mit ihren Wheel Trucks vorgefahren und versuchen in der Nacht leicht besudelt zurück zu fahren. Sieht abenteuerlich aus und klappt nicht auf Anhieb. Da haben wir es einfacher. Wir nehmen unsere Beine in die Hand und gehen die 50 Meter bis zum Auto zurück. Am nächsten Morgen erwartet uns ein spektakulärer Sonnenaufgang und ich muß einer Mexikanerin einen Schnellkurs in der Handhabung ihrer Kamera geben. Sie holt ihre Kamera ohne Objektiv. Bringt das Objektiv. Kann nichts sehen weil das Objektiv völlig verschmiert ist. Versucht das Objektiv zu reinigen wobei sie nur noch mehr verschmiert. Ich zeige ihr lediglich den Auslöser und die Automatikeinstellung. Des Weiteren stelle ich mich dumm denn sie will alle Einstellungen und Funktionen gezeigt bekommen, was mir letztendlich doch zu viel ist.

 

Was tut man nicht alles um doch noch den ein oder anderen Wal zu sehen. Die Zeit für Whale Watching ist noch ein wenig zu früh. Es werden zwar schon welche gesichtet, aber die Saison fängt erst Mitte bis Ende Januar an. Die beste Zeit ist Februar bis März. Dann sind wir leider bereits wieder in den USA.

Der beste Ort für Walbeobachtung soll die Bahia Magdalena sein. So bescheuert wie wir sind fahren wir einen Teil der Strecke von Loreto zurück. Wir erfahren, das zwar Wale gesichtet wurden aber es werden noch keine Touren angeboten. Der einzige Campground hinter einem Hotel ist überfüllt. Also geht es zurück. Bis jetzt haben wir noch keinen Wal mit der Kamera eingefangen, dafür hat sich aber Silvia etwas anderes eingefangen. Sie hat neuerdings das Bedürfnis zu rennen, immer in die gleiche Richtung.

Den nächsten Versuch der Walbeobachtung starten wir in San Ignacio. Dort sollen welche sein und es fahren auch schon Boote hinaus. Na ja, versuchen wir es. Das Navi gibt für 250 Km 6,5 Std. Fahrtzeit an. Auf den ersten 230 Km machen wir rasant Zeit gut. Aber ab San Ignacio verlieren wir im Minutentakt die gewonnene Zeit auch wieder. Es kommt für uns alle knüppeldick. Auf den letzten 18 Km geht es im 1. Gang auf einer abenteuerlichen Wellblechpiste weiter. Mehrmals muß ich aussteigen und nachsehen ob der Abwasserschlauch noch da ist wo er hingehört, oder ob wir noch genügend Spielraum unter dem Auto haben. Ein Stock auf der Piste signalisiert ein weggebrochenes Stück im Belag. Was tut Frau nicht alles um häßliche Tiere zu sehen. 

Im Antonios Ecocamp buchen wir für den nächsten Tag eine Tour. Amerikaner, die heute unterwegs waren haben Wale plus Jungtiere gesehen. Wer weiß, vielleicht sehen wir ja auch welche. Abends kocht die Mutter für uns. Es gibt fangfrischen Fisch. Dazu die obligatorischen Tacos, Reis und Salat. Das alles für kleines Geld und ausgesprochen lecker. Überhaupt ist die mexikanische Küche hervorragend. 

Die Bootstour machen wir mit 2 Asiaten. Im rasanten Tempo geht es über die Wellen in die Bucht hinein. Außer Delphinen, die noch rasanter durch das Wasser pflügen sehen wir nichts. Wir geben die Hoffnung schon auf als direkt vor uns ein Wal auftaucht. Eh wir uns versehen taucht die Fluke auf und der Wal verschwindet. Weiter weg taucht plötzlich einer mit dem Kopf aus dem Wasser. Natürlich bin ich mit dem Fotografieren nicht schnell genug. Nicht weit vom Boot entfernt schwimmt ein Wal neben uns her. So deutlich haben wir die Tiere noch nie gesehen. 

Mit meiner defekten Kamera ( AF funktioniert nicht mehr im Telebereich ) ist es kaum möglich die Wale zu fotografieren. Macht nichts, sie so nah zu sehen ist einfach ein gigantisches Erlebnis.

 

 

Nach dem Abendessen erleben wir wie der Himmel und die Erde im wahrsten Sinne des Wortes brennen. So ein intensives, glutrotes Abendrot haben wir beide noch nie gesehen. Es sah völlig unwirklich und faszinierend aus. 

Am nächsten Tag heißt es noch einmal Buckelpiste fahren bis wir in San Ignacio von Palmen umgeben sind. Auch die Baja kann kontrastreich sein.

 

 

Mit doppelter Langsamkeit.

 

Klick mich an

Alle guten Dinge sind drei. In Guerrero Negro starten wir einen weiteren Versuch. Gerade kommt eine Gruppe zurück die etliche Wale mit Jungtieren gesehen hat und auf Tuchfühlung mit den Tieren war. Juchu.

Voller Hoffnung geht es mit einem amerikanischen Pärchen das das Erlebnis von gestern noch einmal erleben wollen ins Boot. Das Katz und Maus Spiel beginnt. Wal taucht auf, wir hin. Wal zeigt sich kurz und taucht ab, wir machen ein langes Gesicht. Wal voraus und Wal hinter uns.

Aber nie so nah das wir ihn streicheln könnten. Eine Walmutter mit Kind hält immer guten Abstand zu uns. Wir glauben das uns die Tiere nicht mögen. Die Amerikaner und wir hatten uns mehr versprochen. Aber besser so als keine Wale zu sehen. Ach ja, die kleinen Süßen bringen bei der Geburt 1 T Lebendgewicht auf die Waage, nichts zum Kuscheln.

Ok, wir haben uns insgeheim mehr erhofft, aber was nicht ist, ist eben nicht. Nach fast 7 Wochen auf der Baja unter anderem weil wir Wale sehen wollten nehmen wir langsam Abschied. Go north, nicht nach Alaska, sondern USA Richtung Osten. 

Ein Zwischenstop in Bahia De Los Angeles steht noch an wo wir uns mit Sekt vom Silvester von der Baja verabschieden wollen. 

Ein letztes Mal werden wir den Sonnenaufgang in aller Stille genießen und die Erlebnisse der Baja Revue passieren lassen. Silvia hat Gott sei Dank keine Probleme mehr und das Rennen zum stillen Örtchen eingestellt. 

Es regnet, alle Schleusen sind geöffnet. Wir wissen nicht ob es Freudentränen oder Abschiedstränen sind. Die Straßen werden mit Schlamm überschwemmt und sind zum Teil eine einzige große Wasserlache. Die Bewohner der Städte quälen sich durch den aufgeweichten Boden. Alle sonst zu sehenden Verkaufsstände sind verschwunden. So sieht unser vorletzter Tag auf der Baja aus. Ein LKW liegt im Graben, ein PKW Fahrer ist mit dem Auto zum Glück nur eine kleine Böschung heruntergerutscht und unverletzt.

Uns fällt bei diesem Wetter der Abschied etwas leichter und bei momentan 13 Grad können wir uns langsam an kühlere Temperaturen gewöhnen.

Ein letztes Mal stehen wir direkt am Pazifik.  Unter uns tobt der Ozean. Die Wellen brechen mit voller Wucht an den Strand. Die Pelikane tauchen pfeilschnell senkrecht ins Wasser und holen sich ihr Essen aus dem Meer. Wir holen unser Essen aus dem Kühlschrank, es taut gerade auf. Heute Abend gibt es Tacos mit Shrimps, und wie Silvia immer so schön sagt, verfeinert mit einer selbst zubereiteten Guacamole und einigen Flocken Parmesankäse. Das haben wir in dieser Zusammensetzung noch nie gegessen wird mit Sicherheit aber schmecken. Da wir keinen Weißwein mehr haben werden wir weniger stilecht einen trockenen Rotwein dazu trinken. Was soll es. Es ist zumindest ein mexikanischer Wein.

 

Neuerdings wird auch die Baja von den Drogenkartellen beherrscht. Überall nur Mord und Totschlag. Passt bloß auf euch auf oder besser fahrt erst gar nicht dort hin, weil ihr dort nicht sicher seid.  Außerdem sind laut eines gewissen Amerikaners alle Mexikaner Diebe, Verbrecher und Vergewaltiger und Frau ist dort nicht sicher. Mal wieder eine falsche Äußerung von ihm. Ich glaub er weiß wieder nicht wovon er redet.

Nichts von dem was wir vorher ständig zu hören bekommen haben können wir bestätigen. Wir fühlten uns immer sicher und erlebten die Mexikaner als zuvorkommend, gastfreundlich und hilfsbereit. Herzlichen dank den Bewohnern der Baja California und von uns ein Viva La Mexiko.