Von Whitehorse über Altin, Stewart, Hyder und  Yellowhead nach BC

Bevor wir auf den 837 Km langen Cassiar Hwy, nach Stewart/Hyder fahren, statten wir Atlin noch einen Besuch ab auch wenn wir wissen, daß wir die gleiche Strecke wieder zurücklegen müssen. Bei Jake`s Corner verlassen wir nicht nur den Alaska Hwy sondern verabschieden uns vorübergehend vom Yukon. Wir sind in BC und fahren auf der reizvollen Atlin Road bis zum gleichnamigen Ort. Eine wunderschöne, kurvenreiche Strecke. Es geht hoch und runter. Größere verbrannte Waldabschnitte wechseln sich ab mit wunderschönen Seen. Wir entdecken eine Biberburg, sehen Schwarzbären  und Stachelschweine. Wir blicken auf den Little Atlin Lake und den dahinter liegenden Mount Minto. Der Ort Atlin hat seine Entstehung ebenfalls den Goldfunden zu verdanken. 

Der große Atlin Lake ist der größte natürliche See in BC.

Am See liegt der auch heute noch gut erhaltene Raddampfer SS Tarahne, der unter Denkmalschutz steht. Er brachte Reisende von Skagway/Whitehorse auf dem letzten Teilstück über den Tagish Lake nach Scotia Bay. Aufgrund seiner von Bergen umringten Lage erhielt Atlin den Spitznamen "Little Switzerland of the North".

In der Nähe des kleinen Ortes wird auch heute noch nach Gold gegraben. Die Goldschichten liegen unter einer 100-200 m tiefen Kiesschicht und werden mit hochmodernen Maschinen gefördert. Der Ertrag ist immer noch groß und man kann davon gut leben. Übernachtet wird auf einem Recreation Platz unmittelbar am See, wo wir auf einen Bayern treffen der seit 20 Jahren hier lebt und in der Mine arbeitet. Zeit für ein Schwätzchen ist immer, auch wenn er es sehr eilig hatte und deshalb dem Polizisten auf der Straße nicht begegnen wollte. Bei dem Tempo das er fährt holt er die Zeit spielend wieder ein.

Von Atlin geht es den selben Weg zurück zum Alaska Hwy. Kurz vor Watson Lake verlassen wir den THC der in diesem Bereich zwischen dem Yukon und BC hin und her verläuft. Es geht  auf den Cassiar Hwy, der eine Verbindung zwischen Alaska Hwy und Yellowhead Hwy ist. Ziel sind die Nachbarorte Stewart/Kanada und Hyder/Alaska. 

Unmittelbar an der Straße, bei Good Hope, sehen wir zu wie Jade verarbeitet wird. In dem dazugehörigen Laden kaufen wir Ringe, die unbearbeiteten Steine, die ebenfalls zu erwerben sind nehmen wir nicht mit.

Bei Dease Lake, an einer Tankstelle mit dem dazugehörigen Lebensmittelladen, können wir uns mit allem Nötigen versorgen. Auf der Telegraph Creek Rd  auf einer etwas abenteuerlichen, zum Teil steilen Piste, geht es hinunter zum gleichnamigen Ort. Zu Beginn der Strecke erleben wir eine Radveranstaltung und glauben jetzt daß die Kanadier doch ein wenig verrückt sind. Die ca. 110 Km lange Strecke radeln Jung und Alt auf allen möglichen Bikes, herauf wohlgemerkt und nicht hinunter. Bewacht wird das Event von der Polizei die uns bittet langsam und vorsichtig zu fahren. Regen setzt ein und macht die Piste rutschig. Wir sehen keine Biker mehr, die sind wohl alle oben angekommen, sondern blicken an der Recreation Site in eine Schlucht. Auf der anderen Seite erkennen wir den weiteren Straßenverlauf. Bei dem Zustand der Straße mit seinem enormen Gefälle sehen wir von einer Weiterfahrt ab. Wir übernachten hier in aller Ruhe und Abgeschiedenheit und fahren am nächsten Tag die Strecke zurück. Wir kommen gerade rechtzeitig zum Umzug nach Dease Lake. Kanada feiert seinen 150. Geburtstag. Wir wissen nicht woher alle Leute kommen denn so groß ist der Ort nicht. Vorne weg die Feuerwehr, die das Martinshorn ausgiebig ertönen läßt. Wir schauen uns das Spektakel an und jubeln mit der Menge. Niemand läßt sich von dem einsetzenden Regen abschrecken. 

Bei Meziadin Junction, einer weiteren Versorgungsstation, biegen wir auf die "37 A" ab. Nach 24 Km sehen wir den Bear Gletscher mit dem Gletschersee Strohn Lake. Wir wollen gerade weiter fahren als uns das Zebra mit Stefan und Yasmin entgegenkommt. Sie kommen vom Salmon Gletscher hatten aber schlechtes Wetter. Der Weg dorthin sei schlecht aber bis zum View Point müßten wir es mit unserem Auto schaffen. Danach würde es eng und noch schlechter. Für uns nicht empfehlenswert. Es geht weiter am Bear River und seinem malerischen Canyon entlang bevor wir Stewart erreichen. Wie so oft in Kanada ist auch diese Straße eine Sackgasse.

Stewart liegt am Ende des 180 Km langen Portland Kanal, der natürlichen Grenze zwischen dem Südzipfel Alaskas und Kanada.

Die halboffene Grenze und die Lage machen den Reiz dieser Stadt aus.

Hyder hat keine Anbindung an weitere Orte in Alaska, liegt völlig isoliert. Der Ort besteht nur aus einer " Post ", einem Lebensmittelladen, wenigen Häusern und Kneipen. Hier gilt die Alaska Time, während auf der kanadischen Seite die Pacific Time gilt. In Hyder wird mit kanadischen Dollars bezahlt, außer in der Post. 

Wir passieren die Grenze zu Alaska. Es gibt nur ein Office das von kanadischen Beamten verwaltet wird. Egal ob rein oder raus. 

Nach 6 Km auf der Salmon River Road erreichen wir den Tongas National Forrest, wo sich Mitte Juli bis Anfang September die Schwarzbären und Grizzlybären auf Lachsfang begeben. Von einer gesicherten Aussichtsplattform und einem Steg kann man die Tiere dabei beobachten.

Ab hier wird die Straße rumpelig. Wir versuchen die vielen Schlaglöcher zu umfahren, was nicht immer klappt. 

Wir schlängeln uns immer weiter bergauf, passieren eine Miene, Nebelschwaden kommen und gehen. Irgendwo im Niemandsland geht es wieder auf die kanadische Seite. Im Sekundentakt verändert sich die Sicht. Mal sehen wir nichts vom Gletscher, dann reißt die Nebelwand ein Stück auf  und wir können wenigstens ansatzweise erahnen welche Ausmaße der Salmon Gletscher hat.

Am Summit View Point harren wir bei Kaffee und Tee eine ganze Weile aus in der Hoffnung, daß sich die Sicht zu unseren Gunsten ändert. Was aber leider nicht der Fall ist. Im weiteren Verlauf wird die Straße enger und noch schlechter und ist mit unserem Wohnmobil nicht zu befahren. 

Wir verlassen die freundlichste Ghost Town Alaskas und müssen an der Grenze wieder Rede und Antwort stehen obwohl wir erst heute Morgen eingereist sind. 

Am nächsten Tag wieder Regen und Nebel. Wir kommen nicht in Versuchung uns und besonders unserem Mobil die Strecke ein zweites Mal anzutun.

Es geht zurück auf den Cassiar Hwy. Kurz vor der Einmündung zum Yellowhead Hwy liegt der Ort Kitwanga. Und hier wäre es fast passiert. Im letzten Moment können wir einer Kollision mit einem Weißkopfseeadler entgehen. Wie aus dem Nichts kommt er im Sinkflug auf uns zu. Während ich völlig konsterniert mit offenen Mund dasitze kann Silvia geistesgegenwärtig abbremsen. Vor der Windschutzscheibe sehen wir nur die gigantischen Ausmaße des Vogels. Wir könnten ihn am Bauch kitzeln. Die Augen fixieren uns. Zentimeter fehlen zum Zusammenprall. Er schafft es im allerletzten Moment an Höhe zu gewinnen. Auch mit einer Kamera in der Hand hätte ich nicht ans Fotografieren gedacht. Wir biegen auf den Yellowhead ab und steuern geradewegs auf die Rockies zu, die wir in einigen Tagen erreichen wollen. Vor uns liegen 860 Km. Der Hwy ist nach dem Trans Kanada Hwy die zweit wichtigste kanadische Ost-West Route. Es ist Sommer und damit Hochsaison in Kanada. Mein Gott, sind die Straßen voll. Wohnmobil hinter Wohnmobil, schwere Holztransporter die mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit an uns vorbei fahren. Konnten wir zu Beginn unserer Reise überall unbeschadet am Hwy stehen bleiben und bummeln müssen wir jetzt mit der Masse schwimmen. So manchen Bär nehmen wir im Vorbeifahren wahr. Das Landschaftsbild ändert sich. Statt Berge passieren wir Farmland. Die Heuernte hat begonnen. Drei Tage benötigen wir für die Strecke durch eine eher idyllische Landschaft. Am 5. Juli erreichen wir Prince George und sind im Herzen BC`s. Die letzten Wochen in Kanada verbringen wir in Alberta und British Columbia. Noch ahnen wir nicht was uns der Sommer außer der anhaltenden Hitze beschert.