
Wir verlassen heute Litauen und reisen zurück nach Polen.
Wie vorgesehen landen wir in Elk und befinden uns in
der masurischen Seenplatte.

Die letzte Nacht in Litauen war alles andere als ruhig. Wir hatten ein gratis Frosch Konzert und lagen in der ersten Reihe. Meine Güte, ich wußte nicht das die Frösche so am Ton vorbei quaken können. Der Geräuschpegel der kleinen Viecher war enorm. Wir können nur hoffen daß sie irgendwann den Störchen in den Schnabel geraten.
Während der Fahrt durch Litauen heißt es aufpassen. Überall stehen Blitzer. Eine Weile geht es entlang der Memel und dann ab ins Hinterland. Wir passieren einige kleine Ortschaften und sind innerhalb kurzer Zeit an der polnischen Grenze, die verweist vor uns liegt. Wir haben freie Fahrt, nur einige LKW`s werden kontrolliert. In Polen ändert sich die Landschaft in so weit daß es wieder hügeliger wird. In Litauen ist es eher flach. Leider gibt es kaum Möglichkeiten am Straßenrand zu halten, deshalb sind Fotostops Mangelware. Die schönsten Klatschmohnfelder fliegen an uns vorbei. Was wir sehen sind Störche in Hülle und Fülle, immer wieder anders und immer wieder faszinierend. Wie bei Löwen und Elefanten in Afrika.

Der Mensch steht doch am Anfang der Nahrungskette. Mensch wird von Mücke gestochen, Mücke wird von Frosch gefressen, Frosch wird von Storch gefressen, Storch freut sich und verduftet nach Süden wenn er kalte Füße bekommt. Hallo Storch laß einige Frösche übrig die die Mücken jagen.
Wir stehen auf einem wunderschönen Platz auf einem parkähnlichen Gelände. Die Betreiber sind Deutsch Polen. Der nächste See ist einige hundert Meter entfernt. Die Stadt Elk nur 15 Kilometer. Heute Nachmittag wird nur gefaulenzt mit kurzem Spaziergang zum See. Wir beobachten das Getier und staunen nur noch über die überdimensionalen Bienen und Libellen.

Heute geht es auf Nebenstraßen nach Elk. Die Strecke führt durch einige Dörfer und an Seen vorbei. Es geht nur bergauf und bergab. Nach nur einigen Minuten radeln sehen wir 2 Kraniche die aber direkt als wir halten im hohen Gras verschwinden. Elche, die hier auch beheimatet sind sehen wir wie zu erwarten nicht. Dafür wieder Störche. Nach 17 Kilometern befinden wir uns an der Promenade. Linker Hand die Häuser, rechter Hand der See. Gut angelegte Rad und Fußgängerwege durch EU Gelder finanziert erleichtern die Fahrt. Anders als in Litauen wo die Wege überwiegend katastrophal waren. Wir haben keine Zlotys aber eine Kreditkarte und gönnen uns ein Bier zur Mittagszeit. Silvia bestellt das Essen nicht wissend was sie außer den Pommes bestellt hat. Zu Pommes essen wir Kartoffelpuffer mit Mayo und Ketchup. Ist mal was anderes.

Vater oder Mutter Storch kommt in dem Moment von der Futtersuche zurück als wir das Nest erreichen. Es gibt frische Frösche. Sie würgt das Essen aus und die Jungvögel lassen es sich schmecken. Es dauert nicht mehr lange dann sind die Jungstörche flügge. Die Eltern zeigen den Kleinen schon was sie mit den Flügen anstellen müssen. Jedenfalls wissen sie bereits wie sie sich zum Entleeren hinstellen müssen damit das Nest nicht beschmutzt wird. Den Hintern über das Nest halten und fallen lassen.

Bei uns gibt es heute keine Froschschenkel, die sind alle ausverkauft. Silvia läßt sich etwas anderes einfallen während ich im Internet Café sitze und schreibe.
Wir müssen etwas früher als geplant nach Hause, deshalb werden wir morgen unsere Zelte hier abbrechen und Polen verlassen. Vor uns liegen noch einige hundert Kilometer bis nach Deutschland, die wir hoffentlich zügig schaffen. Wo wir einen Zwischenstop einlegen weiß ich noch nicht, Silvia hat sich noch nicht dazu geäußert. Ihr wird schon was einfallen.
Ein letztes mal werden abends für uns die Kerzen auf dem Campingplatz angezündet.
Morgen liegen 648 Kilometer durch Polen vor uns bis wir Frankfurt an der Oder, wo wir übernachten wollen erreichen. Die A2 ist in Polen ebenso nervig zu fahren wie in Deutschland. LKW reiht sich an LKW. Dazu diverse Staus um Warschau und an Baustellen. Gegen Abend erreichen wir Frankfurt an der Oder und landen kurz vor dem Stellplatz, wie könnte es anders sein, vor gesperrten Straßen. Wir folgen der Umleitung und stehen vor der geschlossenen Schranke. Laut App soll bis 22.00 Uhr die Ankunft möglich sein. Ein Telefonat mit einer in polnisch gesprochenen Ansage und wir fahren genervt weiter. Bis Lübbenau sind es lediglich 85 Kilometer die zeitaufwändig über Landstraßen und Dörfer geht. In der Ferne sehen wir die Rauchschwaden der Waldbrände und ein von Kanada bekannter Geruch liegt in der Luft. Um 21.00 Uhr stehen wir vor dem von uns ausgesuchten Platz, direkt an einem Wasserarm des Spreewaldes und müssen wieder weiter fahren. Der Platz ist voll. Übernachtet wird am Bahnhof auf einem Stellplatz. Hinter uns fahren die Eisenbahnzüge und vor uns die LKW`s an uns vorbei. Wir halten noch ein kurzes Schwätzchen mit deutschlandbegeisterten Briten, trinken ein Bier und nichts wie schlafen.

Wir telefonieren und bekommen die Zusage daß wir auf dem Spreewald Caravan Camping für 2 Nächte stehen können. Der Platz liegt direkt im Ort und erweist sich als toller Stellplatz, so wie wir es mögen. Neue Sanitäranlagen eingeschlossen und preiswert.
Der Spreewald ist eine historische Kulturlandschaft im Südosten Brandenburgs. Durch angelegte Kanäle wurde die natürliche Verzweigung des Flusslaufes der Spree erweitert. Die Auen und Moorlandschaft ist ein ideales Paddelgebiet. Außerdem läßt sich die Gegend auf einigen Radrouten ausgiebig erkunden. Wäre nicht momentan die Gluthitze. Wir radeln am ersten Tag durch den schattenspendenden Auenwald, müssen leider immer wieder absteigen und die Räder über die zahlreichen Brücken tragen. Man hilft sich gegenseitig. Alle E Bikes sind so schwer daß man alleine die Treppen kaum bewältigen kann. Wir radeln bis Burg Dorf und machen dann den Fehler über Straupitz zurückzufahren. Kein Schatten sondern Gluthitze. Wir schlagen den Falschen Weg ein und radeln 1 Km über eine Sandpiste und geben genervt auf. Einige Abschnitte legen wir auf Schotter, Wellblechpisten und auf Panzerplatten zurück. Ohne Lenkradfederung eine unangenehme Fahrt. Ich komme mir vor auf einem Presslufthammer zu sitzen. Nach 60 Km erreichen wir wieder Lübbenau und könnten ein ganzes Faß leer trinken. Das Bier zischt. Abends hat auch Silvia keine Lust mehr zu strampeln . Zum Supermarkt nimmt sie mein E Bike.

Heute wird gepaddelt. Die wahre Schönheit des Spreewaldes erschließt sich nur auf einer Paddeltour oder geführten Kanutour. Wir legen lieber selber Hand an und Paddeln, denn stürmiges Wasser ist nicht zu erwarten. Dafür haben wir 39°, kein Wind und Sonne pur. Bis zum Paddelverleih Krause sind es nur 500 Meter und ich bin schon durchgeschwitzt. Wir nehmen ein Boot mit Steuerung und nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich mich an die Pedale wieder gewöhnt. Es ist einfach ein Genuss in aller Ruhe auf den vielen Kanälen des Spreewaldes hindurch zu gleiten. Häufig sind wir mutterseelen alleine unterwegs. Anhand der Karte die wir erhalten haben fällt uns die Orientierung etwas leichter. Trotzdem legen wir einen ungewollten Umweg ein. Auf dem Wasser schwimmen gelbe Sumpfdotter und hin und wieder zeigen sich erste Seerosen. Wir umkurven gekonnt einige Baumstämme und große Äste und versuchen einer Kollision mit den größeren Kähnen aus dem Wege zu gehen. Ein willkommener Stop bietet sich beim Froschkönig an. Das Schwierigste an der Tour ist unbeschadet, sprich ohne im Wasser zu landen, aus dem Boot auszusteigen und einzusteigen. Zum Glück sind wir an den zahlreichen Schleusen nicht alleine, denn die müssen vom Bootsfahrer häufig selber betätigt werden. Ein Reh mit Kitz steht am Ufer und schaut uns hinterher. Nach 5 Stunden erreichen wir wieder die Anlegestelle.
Morgen treten wir die Heimreise an. Leider ist der Urlaub früher zu Ende als geplant. Für das Baltikum war die Zeit einfach zu knapp bemessen. Wir konnten uns nur auf einige für uns wesentliche Punkte konzentrieren, denn die Erholung sollte ja auch nicht zu kurz kommen. Auf jeden Fall ist das Baltikum eine zweite Reise wert, dann aber mit mehr Zeit im Gepäck.
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