
Nur 30 km von Vilnius entfernt befinden wir uns auf der
Landzunge Trakai und sind umgeben von Wasser.

Bevor wir uns auf den Weg nach Trakai machen heißt es tanken und schon taucht das erste Problem auf. Bezahlen können wir nur am Automaten doch der will unser Geld nicht. Im Gegensatz zu Deutschland sind die Litauer weiter. Hier geht es nur noch per Automat. Doch was machen wenn der unser Geld oder die Karte nicht will? Ein freundlicher Litauer der nach uns tanken möchte ist uns behilflich, hat aber auch Probleme. Der Automat nimmt sein Geld auch nicht. Er schließt sich per Telefon mit wem auch immer kurz, versucht sein Glück noch einmal. Es klappt. Er tankt zuerst für sich und läßt uns dann mit seiner Karte für 50 Euro auftanken. Er verabschiedet sich von uns mit einer kräftigen Umarmung.
In 45 Minuten sind wir in Trakai und suchen nach einem Parkplatz. Einen Campingplatz gibt es am nördlichen Ende des Galvesee doch bis dorthin kommen wir nicht. Wir folgen einem Schild für Wohnmobile, biegen in den Zuweg und bevor wir einen der zwei Parkplätze erreichen sehen wir in einiger Entfernung eine wild winkende Frau. Wer so winkt will was. Sie bietet uns einen Parkplatz für den Tag oder für eine Übernachtung an. Wir nehmen dankend an und übernachten. Strom hätten wir nehmen können, benötigen ihn aber nicht.
Die Hauptattraktion der Stadt ist das auf einer Insel gelegene Wasserschloss Pielis sala aus dem späten Mittelalter. Wir erreichen die Burg über eine Holzbrücke, gehen durch das Torhaus und befinden uns im Innenhof. Für die Besichtigung wird natürlich Eintritt verlangt und als Seniorin zahle ich nur die Hälfte. Die Wasserburg ist Litauens bekannteste Burg, renoviert und äußerst sehenswert. Leider auch hier viele Asiaten, die mal wieder bei vielen anderen Touristen unangenehm auffallen. In der weiteren Umgebung befinden sich ca. 200 Seen wobei der Galvesee mit seinen 21 Inseln der tiefste ist.
Irgendwann streife ich alleine durch die Gemäuer der Burg denn Silvia erledigt wichtige Telefonate. Der Arbeitgeber hat noch einige Fragen und neue Mitteilungen. Das Ergebnis läßt sich an ihrem Gesichtsausdruck ablesen. !!! (So Gott will)

Bei einem Streifzug durch die Karäar Straße faszinieren uns die alten, häufig in grün gestrichenen Holzhäuser. Die Karäer haben früher dem Großfürsten gedient und unter anderem die Burgen bewacht. Wir passieren die alt ein blau gestrichene Post, besichtigen das Dominikaner Kloster und die orthodoxe Kirche. Die Säule mit der Skulptur des heiligen Johannes Nepomuk aus dem 17. Jahrhundert steht auf einer Straßeninsel. Am gegenüberliegendem Ufer befindet sich der Gutshof von Uzutrakis. Das wollen wir uns einmal aus der Nähe ansehen und müssen uns dafür ein Tretboot mieten. Doch vorher stärken wir uns in einem der zahlreichen Strandcafes. Tretboot, eine Stunde für 10 Euro Arbeit. Silvia tritt, ich lenke und fotografiere. Natürlich nicht nur. Einmal kommen wir dem Schilf zu nahe dann wieder schlagen die vorbeifahrenden Boote hohe Wellen. Kopf einziehen unter den Brücken.

Abends stehen 6 Mobile auf der Wiese. Ein einträchtiges Geschäft für die Besitzer und alles am Fiskus vorbei. Während wir draußen sitzen fahren plötzlich die Heißluftballons über uns. Sie sehen aus wie die, die wir in Vilnius gesehen haben.
Am nächsten Morgen das gleiche Bild. Was ich zuerst für die Geräusche der Gasanlage/ Kühlschrank halte kommt vom Himmel.
Wir steuern heute Riga, den nördlichsten Punkt unserer Reise an. Weiter nach Estland zu reisen wäre in den 3 Wochen zu weit. Die ersten 50 km geht es auf Nebenstraßen durch eine ländliche Gegend. Wälder, Getreidefelder, Störche und eine Bäuerin die auf der Wiese die Kühe mit der Hand melkt sorgen für Abwechslung. Wo sieht man so etwas noch. Eh wir uns versehen passieren wir die Grenze zu Lettland, die als solche nicht mehr zu erkennen ist. Kein Schlagbaum, kein Kontrollposten. Das größte Problem während der Fahrt sind die drängelnden LKWs. Die überholen wo sie nur können. Lautes Dauerhupen sagt uns äußerst rechts fahren. Nach 300 km erreichen wir die lettische Hauptstadt in der etwa ein Drittel der Bevölkerung lebt.

2 km von der Altstadt entfernt befindet sich der City Camping. Ein großer zweckmäßiger Platz, der zur Zeit voll ist. Eine Reisegruppe mit mehreren Mobilen hat sich angekündigt und wir müssen wie einige andere auch auf dem Parkplatz vor den Stellplätzen stehen. Heute geht es mit den Rädern in die Stadt. Wenn das man gut geht. Es gibt nur wenige Radwege. Häufig müssen wir auf die Straßen mit Kopfsteinpflaster oder den Fußgängerwegen ausweichen. Was noch schlimmer ist. Hohe Bordsteinkanten zwingen uns regelmäßig zum Absteigen. Wir besuchen zuerst die Außenbezirke wie die Neustadt mit ihren im Jugendstil erbauten Häusern und den eindrucksvollen Fassaden. Danach geht es an der Daugave entlang bis zu den Speicherstädten und den Markthallen. Wir decken uns mit frischen Kirschen und Erdbeeren ein und wagen es mit den Rädern die Altstadt zu erkunden um uns einen ersten Überblick zu verschaffen. Das geht gründlich daneben denn wir halten den Blick immer nur geradeaus und auf das Kopfsteinpflaster gerichtet. Wir sind voll konzentriert und schieben schließlich mehr die Räder als das wir fahren. Die malerische Altstadt ist zwar nicht all zu groß aber sehr interessant. Auf den Plätzen befinden sich zahlreiche kleine Cafés die alle gut besucht sind.

Angenehme Temperaturen aber leider bedeckter Himmel am 2. Tag. Die Nacht war grauenhaft für mich. Während Silvia schläft lausche ich der Musik die vom Festplatz einige Meter weiter erklingt. Die Bässe lassen das ganze Auto vibrieren. Gegen 2.30 Uhr ist der Spuk vorbei.
Heute marschieren wir in die Stadt. Nach nur 30 Minuten erreichen wir die Altstadt, ausgestattet mit einem Stadtplan der eigentlich überflüssig ist. Wir müßten nur den zahlreichen Touristenführungen folgen und kämen an alle interessanten Sehenswürdigkeiten. Machen wir aber nicht. Das erste Highlight erreichen wir rein zufällig weil wir uns fragen wer hier die deutsche Hymne spielt. Wir sind ein wenig verwundert. Vor den Fassaden der drei Brüder steht eine deutsche Gruppe und ein 2 Mann Blasorchester bläst was das Zeug hält. Das älteste der drei Häuser stammt aus dem 15. Jahrhundert. Später hören wir die Marseillaise. Aha, jetzt stehen Franzosen dort. Gefühlt laufen wir alle Gassen mehrmals ab.
Das bekannteste Gebäude ist wohl das Schwarzhäupterhaus. Im Mittelalter erbaut wurde es nach dem 2. Weltkrieg wieder in Stand gesetzt. Am Domplatz befindet sich neben dem Dom auch die Rigaer Börse. Zwischen Altstadt und Neustadt befindet sich die Freiheitssäule. Das nationale Kunstmuseum beeindruckt durch seine imposante Eingangshalle. Das Museum selber besichtigen wir nicht denn draußen ist es zu schön. Neben den in Büchern beschriebenen Sehenswürdigkeiten gibt es zahlreiche andere interessante Dinge zu besichtigen. Für eine ausgiebige Tour durch die Stadt und der näheren Umgebung kann man spielend 2-3 Tage einplanen.
Morgen werden wir Riga verlassen und uns wieder Richtung Süden und der Küste begeben. Nicht weit entfernt ist der Kemeru Nationalpark. Wenn alles klappt wollen wir dort mit dem Rad durch die Natur fahren. Hoffentlich nicht über Kopfsteinpflaster.
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Kathleen (Mittwoch, 26 Juni 2019 18:59)
Das Gespräch;-)in der Burg ha ha ha.
Am 21.6.war Mitsommernacht in Riga Freunde von uns wohnen da un haben an dem Abend mit ihnen Video gechattet, wenn ich gewusst hätte zu dem Zeitpunkt das ihr da wart, die leben in einer Hozhütte im Wald. Aber wie schön das dort ist toll!!!